Die Frauenkirche in der Stadt Dresden im Bundesland Sachsen ist weltberühmt: Sie wurde im Krieg zerstört und später wieder aufgebaut. Steine erinnern aber noch heute an die Zerstörung. »Macht die Augen zu«, sagt Kirchenführerin Anja Häse. Nachdem sie die Schulklasse auf dem Neumarkt mitten in der Stadt Dresden begrüßt hat, kommt der Hörtest. »Was hört ihr?«, fragt sie. »Baulärm«, rufen einige. Andere hören Vögel, Menschen, Glocken, den Wind. Der große Platz ist voller Touristen. Denn hier steht eine der bekanntesten Kirchen Deutschlands: die Frauenkirche. Nach dem kurzen Hörtest geht die Expertin mit den Kindern in die Kirche. Die Besucher setzen sich auf eine der vielen Holzbänke und lassen den riesigen Raum auf sich wirken. »Was ist euch aufgefallen?«, fragt Frau Häse dann immer. »Die Stille«, sagen viele. Manche: »Das viele Gold« oder »Es ist so schön«.
Die Frauenkirche ist wirklich atemberaubend. Die Wände sind mit unzähligen Engeln bemalt. Fast überall sieht man Gold. Und die glockenförmige Kuppel, also das Dach der Kirche, ist riesig. »So schwer wie 2000 Elefanten«, erzählt Anja Häse. Die Steine an den Wänden haben unterschiedliche Farben. Die einen sind schwarz, die anderen hell. Das hat einen Grund: Die dunklen Steine sind viel älter als die hellen. Das liegt daran, dass die Frauenkirche im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört wurde. Das war am 13. Februar 1945, also vor etwa 72 Jahren. Damals führte Deutschland mit vielen Ländern Krieg. Nach dem Angriff war die berühmteste Kirche der Stadt total kaputt. Lange Zeit blieb das nach Ende des Krieges so.
Aber die Menschen in Dresden hatten einen großen Wunsch: Sie wollten die Frauenkirche wiederaufbauen. Elf Jahre dauerten die Arbeiten. Im Jahr 2005 war es so weit, die Kirche wurde wiedereröffnet. Mit einer Mischung aus alten Steinen, die schon dunkel waren. Und mit neuen, hellen Steinen. Die Kirche wurde so zu einem besonderen Symbol. »Sie ist ein Lernort des Friedens. Eine Erinnerung, dass Menschen sich Leid zufügten und Zerstörung geschehen ist. Aber Versöhnung ist möglich«, sagt Anja Häse. Nachdem im Weltkrieg Millionen Menschen gegeneinander gekämpft haben, spendeten nach dem Krieg Millionen Menschen aus der ganzen Welt, damit die Kirche wieder aufgebaut werden konnte. Eine beeindruckende Geschichte, finden die Schüler. Nach der Führung gehen die Schüler raus auf den Neumarkt – und hören Baulärm, Menschen, Vögel und den Wind. Vergessen werden sie die Ruhe in der Kirche und ihre Geschichte nicht.