Zum Siegen verdammt

(sid). Uli Hoeneß hat genug gesehen. Genug grusliges Gekicke, genug Unentschieden, genug »FC Hollywood« ohne »Mia san mia« - und seine Erben haben verstanden. Die erwartete Last-Minute-Verpflichtung des portugiesischen WM-Stars Joao Cancelo soll den Konkurrenzkampf beim FC Bayern weiter anheizen - und den müden Münchnern mitten in ihrer Ergebniskrise in der Fußball-Bunesliga Beine machen.
»Ich bin enttäuscht von der Leistung der Mannschaft in den ersten drei Spielen«, sagte Ehrenpräsident Hoeneß nach dem Fehlstart ins neue Jahr dem »kicker« - und betonte angesichts der Wochen der Wahrheit im Triple-Kampf: »Ich erwarte eine deutliche Steigerung mit Blick auf die Ziele, die wir erreichen wollen.«
Der erfahrene Cancelo muss helfen. Der 28-Jährige soll vom englischen Meister Manchester City ausgeliehen werden, die Bayern eine Kaufoption in Höhe von angeblich 70 Millionen Euro auf den Rechtsverteidiger erhalten. Der 41-malige Nationalspieler (sieben Tore) gewann Titel in England, Italien und Portugal - und verkörpert den Siegeswillen, der den Münchnern beim Stotterstart abging.
Schon im Achtelfinale des DFB-Pokals am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) beim FSV Mainz 05 soll alles anders werden. Aber auch danach in der Bundesliga in Wolfsburg und gegen Bochum, erst recht im K.-o.-Kracher in der Champions League gegen das Starensemble von Paris St. Germain. Nach dem schwächsten Start seit 16 Jahren mit drei Remis müssen Siege her - und zwar in Serie!
Das ist auch Hoeneß’ Erben bewusst. »Wir sind mit den Ergebnissen nicht zufrieden, der Anspruch des FC Bayern ist deutlich höher«, sagte Präsident Herbert Hainer. Mainz komme »eine große Bedeutung« zu, »der Pokal ist sehr wichtig«. Immerhin sei es ein K.-o.-Duell, witzelte er, »da können wir nicht unentschieden spielen«. Laut Vorstandschef Oliver Kahn kommt das Cup-Spiel »genau zum richtigen Zeitpunkt. Das ist genau das, was die Mannschaft jetzt braucht: Wettkampf und Spiele.« Seine Forderung, ganz im Sinne von Lehrmeister Hoeneß: »Da müssen wir richtig Gas geben!«
Aber wie? Darüber hatten die Stars am Sonntag Gelegenheit, zu diskutieren. Die Mannschaft kam zu einem lange geplanten Familien-Brunch zusammen, auch der verletzte Kapitän Manuel Neuer war da - auf Krücken. Trainer Julian Nagelsmann kam laut »Bild« mit deutlicher Verspätung und erst, als in Jamal Musiala der erste seiner Profis schon gegangen war.
Dabei verknüpfen die Bosse ihre Hoffnungen auf die schnelle Wende vor allem mit dem Coach. Nagelsmann habe bei der Herbstkrise mit vier Ligaspielen ohne Sieg »die richtigen Lösungen gefunden«, betonte Hainer. Danach habe das Team »hervorragenden, exzellenten, begeisternden Fußball gespielt. Es sind dieselben Spieler, die können es! Ich bin überzeugt, dass sie wieder reinkommen«.
Allerdings: Damals vergaben die Bayern reihenweise beste Gelegenheiten, die sie jetzt gar nicht mehr haben. In der ersten Schwächephase hatten sie 24 Torschüsse pro Spiel, jetzt nur noch 14. Statt wie vor einigen Monaten noch sechs Großchancen in einer Partie haben sie noch eine einzige. »Das ist das, was ich kritisch sehe«, betonte Anführer Joshua Kimmich. Auch er weiß vor dem Pokalspiel, »dass wir gewinnen müssen«. Die jüngsten Ligapartien in Mainz haben die Bayern aber verloren (1:3, 1:2). Uli Hoeneß zittert schon.