Zum Abschied in den Punkten

Ende mit Emotionen. Nach dem 299. Formel-1-Rennen ist Schluss. Sebastian Vettel verabschiedet sich als Zehnter von Abu Dhabi ins Karriereende. Die Vize-WM holt Charles Leclerc.
Nach seinem Emotionsfinale in der Formel 1 drehte Sebastian Vettel ein letztes Mal rauchende Kringel in den Asphalt und wendete sich mit einer gefühlvollen Ansprache an die Zehntausenden Fans auf dem Yas Marina Circuit. »Es gibt wichtigere Dinge, als im Kreis Rennen zu fahren, aber es ist das, was wir lieben«, sagte der Aston-Martin-Pilot über das Mikrofon und legte ergriffen die rechte Hand auf seine Brust. »Es hätten gerne ein paar Punkte mehr sein können, aber ich habe das Rennen genossen.«
Der verbissen kämpfende Vettel machte sich am Sonntag zumindest ein kleines Abschiedsgeschenk. Der viermalige Weltmeister arbeitete sich vor der Glitzerkulisse beim 15. Saisonsieg von Champion Max Verstappen als Zehnter letztmals in die Punkte vor. Unter dem gleißenden Flutlicht bestritt Vettel seinen 299. und letzten Grand Prix - und zeigte mit einiger Funkkritik noch mal seine ganze Rennfahrerleidenschaft.
»Wir haben nicht die beste Strategie gewählt, aber insgesamt war es ein großer Tag. So viele Fahnen, so viele Gesichter der Unterstützung«, verkündete Vettel. »Ich bin sicher, dass ich das mehr vermissen werde, als ich mir vorstellen kann. Ich habe auch nicht mehr viel zu sagen, ich fühle mich leer.« Hinter dem souveränen Verstappen sicherte sich Ferrari-Pilot Charles Leclerc auf den letzten Drücker als Zweiter die Vize-WM. Sergio Perez im zweiten Red Bull musste sich im direkten Duell mit dem Monegassen mit Position drei begnügen.
In seinem letzten Auftritt für Haas fuhr Mick Schumacher, der nach zwei Jahren als Stammpilot abserviert wird, in Runde 39 unnötig auf Williams-Mann Nicholas Latifi auf und drehte sich von der Strecke. Der 23-Jährige bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe und verpasste als 16. die Punkte wieder deutlich. Immerhin hat Mercedes großes Interesse, Schumacher für 2023 als Ersatzfahrer zu verpflichten.
Silberpfeil-Star Lewis Hamilton musste seinen Wagen wegen eines Hydraulikschadens wenige Kilometer vor Schluss abstellen. Erstmals blieb der Brite in einer Formel-1-Saison damit ohne Grand-Prix-Erfolg.
53 Siege, 57 Polepositionen, vier Weltmeistertitel - Vettel hat sich in den Formel-1-Geschichtsbüchern verewigt. Nach 16 Jahren will er mehr Zeit für die Familie und Projekte abseits des Asphalts haben. »Rennfahren war so zentral in meinem Leben, deshalb kann ich schwer sagen, dass ich es nicht vermissen werde«, räumte Vettel aber schon vorher ein.
Die Formel 1 verneigte sich vor einem ihrer größten Stars. »Es wird merkwürdig sein, ihn nächstes Jahr nicht mehr hier zu haben«, sagte Alpine-Fahrer Fernando Alonso, der mit seinen 41 Jahren schon ewig dabei ist, und Vettel im Grand Prix sogar anfangs den versprochenen Geleitschutz nach dem Start gab. Kommende Saison übernimmt der Spanier den Wagen des Deutschen.
»Fantastisch, herausragend, einmalig«, lautete der Dreiklang von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto über seinen früheren Fahrer Vettel. Auf dem gemeinsamen Klassenfoto vor der Fahrerparade klatschte der Deutsche seine Kollegen noch einmal alle ab, später standen sie für den PS-Star sogar Spalier.
Formel-1-WM in Abu Dhabi, 22. von 22 Läufen (306,183 km): 1. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 1:27:45,914 Stunden (Durchschnitt: 209,319 km/h), 2. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 8,771 Sekunden zurück, 3. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull 10,093, 4. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari 24,892, 5. George Russell (Großbritannien) Mercedes 35,888, 6. Lando Norris (Großbritannien) McLaren-Mercedes 56,234, 7. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine-Renault 57,240, 8. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin-Mercedes 1:16,931 Minuten zurück, 9. Daniel Ricciardo (Aus tralien) McLaren-Mercedes 1:23,268, 10. Sebastian Vettel (Heppenheim) Aston Martin-Mercedes 1:23,898, 11. Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri-Red Bull 1:29,371, eine Runde zurück: 12. Zhou Guanyu (China) Alfa Romeo, 13. Alexander Albon (Thailand) Williams-Mer., 14. Pierre Gasly (Frankreich) AlphaTauri-Red Bull, 15. Valtteri Bottas (Finnland) Alfa Romeo, 16. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) Haas.
Endstand: 1. Verstappen 454 Punkte, 2. Leclerc 308, 3. Perez 305, 4. Russell 275, 5. Sainz jr. 246, 6. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 240, 7. Norris 122, 8. Ocon 92, 9. Fernando Alonso (Spanien) Alpine 81, ... 12. Vettel 37, 16. Schumacher Haas 12.
Team: 1. Red Bull 759, 2. Ferrari 554, 3. Mercedes 515.

