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»Weniger Asien und mehr Wetterau«

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Von: Redaktion

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Markus Krösche © Imago Sportfotodienst GmbH

(dani). Gerade rechtzeitig ist die Baustelle im Innern des Stadions fertig geworden. Bis zum letzten Tag hatten Maler dem großen Pressekonferenzsaal im Bauch der Haupttribüne den finalen Anstrich verliehen. Ziemlich dunkel wirkt es jetzt dort unten, schwarzer Boden, schwarze Decke, schwarzes Pult, ist aber halt sehr modern. Während sich also Spieler wie Trainer von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt zuletzt den Fragen der Reporter dort stellten, wo sonst die Stadionbesucher ihr Bierchen trinken, weihten die Vorstände, Axel Hellmann und Markus Krösche, die aufgehübschten Räumlichkeiten ein - eine Stunde lang dauerte die Saisoneröffnungs-Pressekonferenz, entsprechend viele Themenfelder wurden abgearbeitet.

Angefangen natürlich mit der derzeit fast alles überschattenden Fanrückkehr in die Arenen. Bei der Eintracht werden in zwei Wochen im ersten Heimspiel der Bundesligasaison 25 000 Fans zugelassen sein, darunter 20 000 Genesene oder Geimpfte sowie 5000 negativ auf das Coronavirus Getestete. »Wir wollen alle teilhaben lassen«, verkündete Vorstandsprecher Axel Hellmann, »einen reinen Zugang nur für Geimpfte können wir uns nicht vorstellen.«

Erneut droht ein hoher Verlust

Ein anderer Weg wie vom 1. FC Köln, der nur Geimpfte und Genese ins Stadion lassen will, birgt aus Sicht von Hellmann Spaltungspotenzial, er plädiert für eine »Teilhabe für alle«. Die Eintracht müsse ohnehin um die Menschen, ihre Fans, kämpfen. »Wir müssen die Anfassbarkeit von Eintracht Frankfurt in den Mittelpunkt stellen«, sagte Hellmann: »Ich sehe etwas weniger Asien und mehr Wetterau auf uns zukommen. Es wird ein Gesamtkonzept werden, um als Klub noch näher an die Region zu rücken.«

Grundsätzlich hofft der langjährige Eintracht-Boss, alsbald auch wieder mehr als die für das Augsburg-Heimspiel am 21. August zugelassenen 25 000 Zuschauerinnen und Zuschauer im 54 000 Menschen fassenden Stadion empfangen zu können, denn, so erklärt er: »Ein zweites Jahr können wir das alles nicht schultern, ohne an unser Tafelsilber zu gehen.« Für die vergangene Runde wies die Eintracht einen Verlust von 45 Millionen Euro aus, auf 70 Millionen Euro belief sich der Umsatzrückgang. Nun lieferte Hellmann ein in die Zukunft gerichtetes Rechenmodell: Fehlen im Saisonschnitt 10 000 Fans, müsse laut Hellmann dadurch mit einem Verlust von etwa zehn bis zwölf Millionen Euro kalkuliert werden. Heißt: Wären über eine ganze Spielzeit nur die jetzt erlaubten 25 000 Fans in den Stadien, würde sich das im Falle der Hessen auf etwa 25 bis 30 Millionen Euro summieren.

Für den Kaderverantwortlichen, den neuen Sportvorstand Markus Krösche, macht das die Aufgabe natürlich nicht leichter. Er muss in dieser nie so ganz planbaren Gemengelage ein gutes Bundesligateam zusammenstellen, das möglichst beim Auftakt am Samstag in Dortmund weitestgehend funktioniert, das aber auch morgen und übermorgen gewisse Kaderwerte schaffe, wie es Krösche selbst formulierte. »Transfererlöse gehören zum Alltag der Klubs dazu, also auch für uns.« Ein Fußballverein sei eben auch ein »Wirtschaftsunternehmen«.

Jene Meldung, die die »Gazzetta dello Sport« aufbrachte, wonach Lazio Rom um den Frankfurter Linksaußen Filip Kostic buhle und diesem bereits einen Fünfjahresvertrag angeboten habe, nahm Krösche gelassen zur Kenntnis. »Bei uns ist kein Angebot eingegangen. Italienische Medien sind häufig sehr forsch, das würde ich in diesem Fall auch so sehen.« Was freilich nicht ausschließt, dass in naher Zukunft noch ein Angebot für den Serben eintrudelt.

Wichtig sei bei aller personellen Planung ohnehin, so Krösche, dass es auch immer einen Plan B gebe. Eine generelle Absage könne er etwaigen Wechseln von Spitzenspielern seines Kaders jedenfalls nicht erteilen. Nur verständlich, sind es auch ja noch 20 Tage bis zum Ende der Transferphase. Ein sportliches Ziel für die Bundesligarunde gab der Sportvorstand nicht aus, in Europa wolle die Eintracht, nur logisch, aber die Gruppenphase überstehen, »aus sportlichen Gesichtspunkten und auch mit Blick auf die Einnahmen«. FOTOS: IMAGO

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Axel Hellmann © Imago Sportfotodienst GmbH

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