Voss-Tecklenburg erhöht den Druck
(sid). Konzentriert schraubte Sara Däbritz am Elektroauto, Lina Magull beschäftigte sich mit einem Roboter: Die VW-Stippvisite der deutschen Fußballerinnen zum Start in die WM-Qualifikation passte perfekt ins Bild: Wer zukunftsfähig sein will, muss anpacken und Neues austüfteln.
Das gilt auch für die DFB-Auswahl. Der Rekordeuropameister will sich einspielen für die EM-Titeljagd nächsten Sommer in England, muss aber wegen der Corona-Verschiebung zugleich gegen zweitklassige Gegner das Ticket für die WM 2023 in Australien und Neuseeland lösen. Dieser Spagat beginnt am Samstag (16.05 Uhr/ARD) in Cottbus gegen Bulgarien, am Dienstag (16 Uhr/ZDF) geht es in Chemnitz gegen Serbien.
»Man wird eine deutsche Mannschaft sehen, die dominant ist, die torhungrig ist«, versprach Martina Voss-Tecklenburg. Nach zwei Sommern ohne Turnier erhöht die Bundestrainerin sukzessive den Druck, zumal die kommenden Gegner meist auf Schadensbegrenzung ausgerichtet sein werden. Keine zehn Monate vor der Endrunde in England (6. bis 31. Juli) hat »MVT« daher bewusst schon den Konkurrenzkampf um die Kader- und Stammplätze eröffnet. Das ist im Training bereits zu spüren. »Die Stammspielerinnen bekommen viel Druck - das macht uns als Mannschaft stärker«, sagte Angreiferin Svenja Huth.
Echte Standortbestimmungen nach den Enttäuschungen bei der EM 2017 und der WM 2019 erwarten die DFB-Frauen erst im Februar beim EM-Vorgeschmack in Form eines Vier-Länder-Turniers in England. Im Hier und Jetzt wollen sich die Spielerinnen weiter »austoben und Selbstbewusstsein holen«, wie Mittelfeldspielerin Magull es formulierte. »Es macht am meisten Spaß, wenn man viele Tore schießt und dabei hinten sicher steht«, sagte die Kapitänin von Meister Bayern München.
Ein halbes Dutzend etablierte Kräfte fehlt derzeit allerdings, allen voran die am Knie verletzte Spielführerin Alexandra Popp (Wolfsburg). Voss-Tecklenburg hat aber keinen akuten Mangel an Mittelstürmerinnen: Lea Schüller (München), Laura Freigang (Frankfurt) und Lena Petermann (Montpellier) stehen parat.
Bei allem Optimismus sorgte aber der schleppende Ticketverkauf für Frust bei der Bundestrainerin, die zugelassenen 5000 Fans werden wohl bei Weitem nicht erscheinen.