Vorn mit Gnabry
(dpa). Beim Ersatz für den unersetzbaren Robert Lewandowski ließ sich Hansi Flick ebenso wenig in die Karten schauen wie bei seiner eigenen Bayern-Zukunft. Nach dem symbolträchtigen Geburtstagsgeschenk von Karl-Heinz Rummenigge in London scherzte der 55 Jahre alte Trainer auf die Frage, wann der edle Kugelschreiber denn zum Einsatz kommen werde. »Meine Frau hat den an sich genommen und gesagt, damit ich keine Dummheiten mache, nimmt sie ihn lieber mit nach Hause«, sagte der schmunzelnde Coach.
Viel lieber als über einen neuen Vertrag in München über das Saisonende hinaus sprach Flick am Freitag über die nächsten Titelprüfungen. »Wir konzentrieren uns auf Hoffenheim und dann haben wir das nächste Spiel gegen Schalke vor der Brust«, sagte Flick. Das Bundesliga-Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen 1899 Hoffenheim und das Viertelfinale im DFB-Pokal am Dienstag beim FC Schalke sind die ersten von mindestens sechs Partien, in denen der deutsche Fußball-Meister ohne Tormaschine Lewandowski auskommen muss. »Entscheidend ist, dass die Mannschaft, dass wir alle noch ein bisschen enger zusammenrücken«, forderte Flick.
39 Tore erzielte Lewandowski in 32 Saisoneinsätzen in drei Wettbewerben, jetzt muss er wegen eines Anbruchs der Schienbeinkante am linken Kniegelenk eine seiner seltenen Pausen einlegen. Seit seinem Wechsel von Dortmund zum FC Bayern im Jahr 2014 verpasste der Pole nur zwölf Pflichtspiele verletzt.
Flick hob am Freitag die Qualitäten des Führungsspielers vor dem Tor, als sensationeller Vorbereiter und wichtiger Impulsgeber im Spiel gegen den Ball hervor. Er gilt als einziger Feldspieler beim FC Bayern als unersetzbar.
»Es gibt viele Überlegungen«, orakelte Flick über die Lösung des Lewandowski-Dilemmas. Einen klassischen Backup als Sturmspitze gibt es im Profikader nicht. Die favorisierte Alternative dürfte der erneut als Londoner Tor-Held gefeierte Serge Gnabry sein. Der 24-Jährige glänzte auch im Nationalteam schon als zentrale Spitze. »Serge hat sehr gute Fähigkeiten im Eins gegen Eins und im Torabschluss«, sagte Flick.
Thomas Müller wäre eine andere Option, aber der Vize-Kapitän ist ein Stück weiter hinten noch wertvoller. Der in der Hinrunde als Joker auftrumpfende Joshua Zirkzee ist weiter für diese Rolle vorgesehen. »Wir haben die eine oder andere Option«, sagte Flick.
Die Planspiele nach dem Lewandowski-Ausfall beschäftigen den Trainer im Titel-Fernduell mehr als die Frage nach der eigenen Zukunft. Dabei gab Vorstandschef Rummenigge nach dem 3:0 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Chelsea bereits eine Absichtserklärung ab, als er dem 55-Jährigen beim Bankett einen Stift als Geburtstagsgeschenk überreichte. »Mit Stiften unterschreibt man bei Bayern manchmal auch Papiere«, sagte Rummenigge in London.