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Von der Chemo aufs DM-Podest

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Elena Semechin © Imago Sportfotodienst GmbH

(sid). Elena Semechin kletterte auf den Startblock wie schon Tausende Male zuvor in ihrem Leben. Und doch kam ihr das Vertraute fremd vor. »Für mich war es wie der allererste Wettkampf im Leben«, sagte die sehbehinderte Schwimmerin. Im Oktober die Diagnose Hirntumor, Anfang November die Operation - und nun Silber bei den deutschen Meisterschaften in ihrer Heimat Berlin.

Nur vier Tage nach Ende des zweiten Zyklus ihrer Chemotherapie schrieb die Paralympics-Siegerin ein ganz besonderes Märchen. »Ich bin selbst total überrascht. Mein Ziel war, dass ich nicht vom Rettungsschwimmer rausgeholt werden muss. Das hat gut geklappt«, erzählte die 28-Jährige nach ihrem Traum-Comeback. Ihr unermüdlicher Optimismus und ihr unbändiger Kampfgeist brachten sie zurück dahin, wo sie sich am wohlsten fühlt.

»Ich möchte nicht, dass der Krebs meinen Alltag bestimmt. Ich möchte selber der Boss über mein Leben sein«, hatte sie vor ihrer Rückkehr gesagt. Ihr Start sei »ein Zeichen, dass ich noch da bin. Ich bin noch da und werde so schnell nicht verschwinden - trotz meines Krebses«. Und inmitten der kräftezehrenden Chemo ist Semechin (geb. Krawzow) nicht nur wieder da - sondern als Leistungssportlerin mittendrin in der Weltspitze. Ihre Vorlaufzeit über ihre Paradestrecke 100 m Brust lag nur drei Sekunden über ihrer Goldmarke von Tokio, im Finale reichte es in der nationalen Wertung in 1:18,54 Minuten zu Rang zwei. Und die gelungene Generalprobe soll sie nun auf dem Weg zum »großen Ziel«, der WM auf Madeira (12. bis 18. Juni), beflügeln.

Doch so ganz spurlos ging ihr Wettkampf-Comeback 212 Tage nach dem Gold von Japan dann doch nicht an ihr vorbei. »Ich war sehr aufgewühlt, sowohl emotional als auch körperlich«, erzählte die gebürtige Kasachin. FOTO: IMAGO

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