Verstappen weltmeisterlich

Max Verstappen fährt in seiner eigenen Liga und stürmt mit großen Schritten der Titelverteidigung entgegen. Bei der Show des Red-Bull-Piloten war Ferrari in Ungarn abermals völlig chancenlos.
Nachdem Max Verstappen seine Konkurrenten in unnachahmlicher Manier zu staunenden Statisten degradiert und für eine Vorentscheidung in der WM 2022 gesorgt hatte, kletterte der Weltmeister auf seinen Red-Bull-Rennwagen und brüllte seine Freude heraus. Von Startplatz zehn war der Niederländer beim Großen Preis von Ungarn zu seinem bereits achten Sieg im 13. Saisonrennen gefahren und hatte damit vor allem den ambitionierten Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Carlos Sainz den nächsten Tiefschlag versetzt.
»Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, hier zu gewinnen, ich wollte nur so nah wie möglich ans Podium heran«, sagte Verstappen mit einem breiten Grinsen: »Es war ein verrücktes Rennen, das wir glücklicherweise gewonnen haben. Und ich konnte mir sogar einen Dreher leisten.«
Mit 80 Punkten Vorsprung auf den chancenlosen Leclerc geht Verstappen in die Sommerpause, für den Monegassen reichte es nur zum sechsten Platz. Auch der Spanier Carlos Sainz im zweiten Ferrari verpasste das Podium und wurde Vierter. Dafür jubelten die beiden britischen Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell über die Plätze zwei und drei.
Ein starkes Rennen fuhr Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister, der am Donnerstag seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt gegeben hatte, fuhr im Aston Martin von Startplatz 18 auf Rang zehn vor und holte damit einen WM-Punkt. Mick Schumacher (Haas) ging dagegen leer aus, der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher landete auf Platz 14.
Aus eigener Kraft kann Leclerc den Rückstand auf Verstappen bei noch neun verbleibenden Rennen nicht mehr aufholen. Leclerc ist darauf angewiesen, dass der Niederländer Punkte liegen lässt oder sich gar einen Ausfall leistet. Darauf deutet aktuell nichts hin - die Scuderia muss zunächst ihre Probleme in den Griff bekommen, ehe sie höhere Ziele in Angriff nimmt.
Wie es geht, stellte Verstappen in Ungarn eindrucksvoll unter Beweis. Trotz seines verkorksten Qualifyings blieb er ruhig und arbeitete sich im Rennen konsequent und konzentriert Platz für Platz nach vorne.
In Führung lag anfangs des Rennens Russell, der sich überraschend die Poleposition gesichert hatte, und die beiden Ferrari von Sainz und Leclerc zunächst auf Distanz halten konnte. Auch nach den ersten Boxenstopps blieb der Brite vorne, dahinter tauschten seine Verfolger Sainz und Leclerc die Positionen. Verstappen war mittlerweile Vierter und versuchte, zum Spitzentrio aufzuschließen. Doch das Tempo ganz vorne gab Leclerc vor, der in großen Schritten immer näher an Russell herankam und schon bald mit der Unterstützung von DRS zu ersten Attacken ansetzte.
Anfangs der 31. Runde war es dann soweit: Leclerc zog auf der Start-Ziel-Geraden an Russell vorbei und setzte sich schnell ab, und auch Sainz im zweiten Ferrari war in dieser Phase deutlich schneller als der Mercedes-Pilot.
Bei leichtem Nieselregen holte Red Bull Verstappen an die Box und zwang Ferrari so zum Handeln: Auch Leclerc kam rein, hatte mit harten Reifen auf der Strecke aber keine Chance gegen den in dieser Phase plötzlich viel schnelleren Niederländer. Verstappen flog förmlich vorbei, leistete sich dann aber einen Dreher und fiel zurück - nur um den Ferrari-Fahrer wenig später wieder zu überholen.
»Das ist für mich so erstaunlich, das sieht ja aus, als wenn Verstappen mit Leclerc spielt«, sagte der frühere Formel-1-Pilot Ralf Schumacher als Experte beim TV-Sender Sky.
Verstappen fuhr an der Spitze in seiner eigenen Liga ein großes Polster heraus, und für Ferrari wurde dieser Sonntag noch düsterer: Sainz verlor nacheinander gegen Russell und Hamilton noch seinen fast geglaubten Platz auf dem Podium.
