Verlieren verboten

(sid). Pal Dardai schwelgte in Erinnerungen, und das lag auch am Wiedersehen mit Davie Selke. »Er hat bei mir immer gut gespielt«, sagte der Trainer von Hertha BSC: »Ich finde, es war eine schöne Zeit. Wir haben Schulden abgebaut, ein schönes Profil für den Verein aufgebaut. Das hat gut funktioniert.«
Zwischen 2015 und 2019, Dardais erster Amtszeit bei den Berlinern, war die blau-weiße Welt noch in Ordnung. Hertha BSC war nicht immer erfolgreich, doch stets ein stabiler Fußball-Bundesligist. Der Klub war Anlaufstelle für vielversprechende Talente. Spieler wie Niklas Stark, Valentino Lazaro, Mitchell Weiser oder eben Selke wagten bei Hertha und Dardai den nächsten Schritt. »Jetzt ist es unsere Aufgabe, den Verein zu retten«, sagte Dardai.
Im Kader steht dabei keiner der genannten mehr. Selke verließ den wankenden Traditionsklub im Januar, wechselte zum 1. FC Köln - und könnte Hertha am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) mit seinen Toren in Richtung 2. Liga schießen.
Dardai will das verhindern, er muss. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt drei Punkte. »Wir brauchen eine Serie«, sagte der Ungar. Vier Siege aus vier Spielen hatte er im Saisonendspurt gefordert. Ein Erfolg gegen den VfB Stuttgart (2:1) hielt die vagen Hoffnungen auf die Rettung am Leben. Ein Punkt in Köln ist nun das Mindeste und doch im Grunde zu wenig. »Wir müssen es irgendwie hinbekommen, im nächsten Jahr in der ersten Liga zu spielen«, sagte Dardai.
Zum dritten Mal ist die Klub-Ikone zu einer Rettermission angetreten. Zweimal war er bereits erfolgreich. Die jetzige Aufgabe ist die komplizierteste. Die sportlichen Problemen werden von großen finanziellen Schwierigkeiten begleitet. Am Montag hatte ein Bericht der »Süddeutschen Zeitung« zur wirtschaftlichen Lage und drohenden Lizenzproblemen für Wirbel gesorgt. Hertha könnte demnach der Entzug der Bundesligalizenz drohen. »Es war laut die Tage«, sagte Sportdirektor Benjamin Weber. Die Investoren-Millionen, die seit Dardais erster Amtszeit geflossen sind, sind jedenfalls weg. »Geld haben wir nicht«, sagte der Coach: »Aber wir haben eine Menge Herz.«
Gegen Köln soll das zunächst die Mannschaft auf den Platz bringen, die schon gegen Stuttgart erfolgreich war. »Wenn wir einen guten Tag haben und alles durchziehen, wollen wir gewinnen«, sagte Dardai. Ein bestimmtes Ergebnis hat er schon im Kopf. »Davie ist ein Typ, der immer alles gibt. Ich wünsche ihm, dass er ein Tor schießt«, sagte Dardai, »aber wir gewinnen 2:1. Dann können wir ein schönes Bier trinken.«