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Vagabund Degenkolb will angreifen

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Die Hölle des Nordens: Paris-Roubaix ist das Lieblingsrennen von John Degenkolb (hier im Vorjahr). © Imago Sportfotodienst GmbH

(dpa/sid). Vor seinem Saison-Höhepunkt wurde John Degenkolb im heimischen Oberursel ausquartiert. »Meine ganze Familie hat es letzte Woche mit dem Coronavirus erwischt. Ich bin deshalb ein bisschen als Vagabund unterwegs und kann nicht nach Hause«, sagte der 33 Jahre alte Radprofi lachend. In der Vorbereitung auf sein Lieblingsrennen Paris-Roubaix am Sonntag (10.

30 Uhr/Eurosport) musste er improvisieren.

Wegen der angespannten Lage zu Hause machte sich Degenkolb nach der Flandern-Rundfahrt nach dem ersten April-Wochenende auf zum Training in Richtung Mallorca - und von dort direkt zum niederländischen Amstel Gold Race, das er am Sonntag als 47. beendete. »Diese Woche bin ich dann in Köln in der Nähe von meinem Teamkollegen Nikias Arndt, und wir bereiten uns gemeinsam auf Paris-Roubaix vor«, erzählte Degenkolb.

Zum 119. Mal findet der prestigeträchtige Frühjahrsklassiker statt - für Degenkolb der alljährliche Höhepunkt im Rennkalender. »Es ist definitiv mein Lieblingsrennen«, sagte er über die »Königin der Klassiker«. Zwei Deutsche stehen bislang in der Siegerliste: Bei der Premiere im Jahr 1896 gewann der Bayer Josef Fischer, 2015 triumphierte im altehrwürdigen Velodrom in Roubaix der gebürtige Thüringer Degenkolb. Drei Jahre später gewann der DSM-Profi, damals im Trikot des Teams Trek-Segafredo, vor dem Radstadion die neunte Etappe der Tour de France. Danach wurde es ruhiger um Degenkolb.

Seit Anfang der Saison steht der Familienvater wieder bei der niederländischen DSM-Equipe unter Vertrag, für die er 2015 kurz vor Roubaix noch bei Mailand-Sanremo siegte. Von Erfolgen dieses Kalibers ist Degenkolb sieben Jahre später ein Stück entfernt. Beim 257,2 Kilometer langen Ritt durch die nordfranzösische Kohleregion möchte er aber vorne mit dabei sein. »Ich zähle mich zu den Fahrern, die in die Top 10 fahren können. Wenn mehr möglich ist, wäre das megageil. Ich bin aber auch realistisch genug und weiß, dass ganz vorne echt hart wird«, betonte Degenkolb. »Der absolute Topfavorit« auf den Sieg ist für ihn der Niederländer Mathieu van der Poel. Aber: »Roubaix ist eine Wundertüte - da kann alles rauskommen und passieren«, sagt Nils Polit. Der 28-jährige Kölner möchte nach Platz zwei 2019 wieder vorne mitfahren, nachdem er zuletzt mit einer Bronchitis zu kämpfen hatte. Auf ihn, Degenkolb und seine Kollegen wartet eine Tortur mit den 30 gefürchteten Kopfsteinpflaster-Abschnitten über insgesamt 55 Kilometer.

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