Union gelöst vor Topspiel-Doppelpack
(sid). Bälle-Ritual und Geburtstagsständchen für Union Berlins Trainer Urs Fischer, Zweckoptimismus bei den Bossen von Bayer Leverkusen: Vor den wegweisenden Rückspielen in der Europa-League-Zwischenrunde gegen Ajax Amsterdam und bei der AS Monaco könnte die Stimmung bei den deutschen Vertretern kaum unterschiedlicher sein.
Fischer musste vor Unions nächster womöglich magischer Europapokal-Nacht leiden. Zumindest ein bisschen. Seine Spieler hatten ihn beim Abschlusstraining vor dem zweiten Duell mit Ajax am Donnerstag (21 Uhr/RTL) als verspätetes »Geburtstagsgeschenk« eingekesselt, während sie ihn fröhlich mit Fußbällen bewarfen und dabei »Happy Birthday« trällerten. Die Treffer, die Fischer gerne einsteckte, zeigten ihm: Seine Mannschaft ist bereit für den Topspiel-Doppelpack. »Der ein oder andere war hart, weil er auch präzise war. Ich hoffe, diese Präzision nehmen die Jungs mit«, kommentierte Fischer das Ritual.
Schnell jedoch hatte der Schweizer, der am vergangenen Montag 57 Jahre alt geworden war, wieder das Kommando übernommen und schwor seine Überflieger auf die Woche der Wahrheit ein. Erst wollen die Köpenicker nach dem 0:0 im Hinspiel mit Ajax ins Achtelfinale stürmen, ehe sie beim Bundesliga-Topspiel am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) den punktgleichen FC Bayern tatsächlich von der Tabellenspitze stürzen könnten.
»Schöne Aufgaben, die anstehen. Ist doch toll. Was will man mehr?«, sagte Fischer bei DAZN, nachdem sein Team am Sonntag beim 0:0 gegen Liga-Schlusslicht Schalke 04 durchaus müde gewirkt hatte - die Nachwehen vom Ajax-Hinspiel nur drei Tage zuvor. Daher Fischers Befehl: »Es gilt, bestmöglich zu regenerieren. Dann steht eine neue Aufgabe an mit Ajax. Wir werden alles daransetzen, eine Runde weiterzukommen.« Dafür wird es aber Tore brauchen, die Union in den vergangenen beiden Pflichtspielen nicht zu schießen vermochte.
Personell kann Fischer im Rückspiel wieder auf Kapitän Christopher Trimmel und Janik Haberer setzen, die in Amsterdam gelbgesperrt gefehlt hatten. Auch der zuletzt wegen Krankheit abwesende Diogo Leite ist wieder fit. Bangen muss Union um Linksverteidiger Niko Gießelmann, der das Training am Mittwoch abbrach.
Unter die letzten 16 will natürlich auch Bayer Leverkusen, im Vergleich zu Union ist die Ausgangslage aber komplizierter. Mit 2:3 hatte die Werkself das Hinspiel verloren - Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes gibt sich dennoch zuversichtlich. »Natürlich hätten wir lieber gewonnen oder unentschieden gespielt, aber wir können in Monaco gewinnen«, sagte der frühere Nationalspieler vor der Partie am Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+).
Nach der hochemotionalen Niederlage im Hinspiel, die viel Diskussionsstoff bot, forderte er von der Mannschaft Cleverness. »Emotionen sind wichtig für das Spiel, aber trotzdem kontrolliert. Es ist wichtig für morgen, dass wir die Energie und den Willen aus dem Hinspiel mitnehmen und trotzdem kontrolliert und clever bleiben«, so Rolfes am Mittwoch. Er verspüre vor allem »Vorfreude. Es war schon ein intensives Hinspiel zweier guter Mannschaften auf hohem Niveau«.
In Monaco steht die Werkself nach der viel diskutierten Last-Minute-Pleite unter Zugzwang, Selbstvertrauen konnte Bayer sich in der Liga zuletzt nicht holen. Trainer Xabi Alonso schonte gegen Mainz 05 am vergangenen Sonntag einige Stammkräfte und musste ebenfalls eine 2:3-Heimniederlage hinnehmen. »Wir können gerade keine Konstanz finden. Das ist ein großes Thema«, hatte der Spanier nach der Partie gesagt. In der Liga steht Bayer auf Rang zehn, elf Punkte hinter den Europacup-Plätzen.