Spezialist für Drecksarbeit

(sid). Als das Spiel auf der Kippe stand, machte Jubilar Tobias Rieder den Unterschied. Erst blockte der Eishockey-Nationalspieler in Unterzahl Schüsse, dann erzielte er in Überzahl das Siegtor in seinem 50. Länderspiel. Alles für das Ziel Olympia. »Es ist der große Traum für jeden«, sagte der 28-Jährige nach dem 4:3 zum Auftakt des Deutschland-Cups gegen Russland:
»Ich hatte leider die Möglichkeit noch nicht.«
Fünf Weltmeisterschaften hat der langjährige NHL-Stürmer bestritten, bei den Winterspielen war er dagegen noch nie. Sotschi 2014 verpasste die deutsche Nationalmannschaft, bei der Silbersensation von Pyeongchang 2018 fehlte er wie alle NHL-Profis. »Ich hoffe, dass ich diesmal dabei bin«, sagte der Landshuter, »ich freue mich riesig drauf.« Die Chancen stehen gut, dass Rieder bei Olympia in Peking (4. bis 20. Februar) auf dem Eis steht. Denn Spieler wie ihn sucht Bundestrainer Toni Söderholm - Spieler, die die Drecksarbeit machen und Stars wie Leon Draisaitl glänzen lassen.
Dass Rieder nach elf Jahren in Nordamerika keinen NHL-Vertrag mehr bekommen hat, schadet seinen Olympia-Chancen nicht. Beim WM-Halbfinaleinzug im Frühjahr in Lettland bewies er vor allem als unermüdlicher Kämpfer in Unterzahl und gegen die besten Stürmer des Gegners seinen Wert fürs Team. »Unterzahl war eine große Sache bei der letzten WM. Darauf will ich natürlich aufbauen«, betonte er. Als Spezialist dafür bleibt er in der NHL in Erinnerung: Nicht nur weil er mit zwei Toren in 58 Sekunden in derselben Unterzahlsituation 2014 als Liga-Neuling einen Rekord aufstellte, sondern auch weil er mit drei Treffern in einer Playoff-Serie bei einem Mitspieler auf der Strafbank 2020 eine Liga-Bestmarke egalisierte.
Aktuell spielt Rider beim schwedischen Meister Växjö Lakers, trifft dort - anders als in den letzten NHL-Jahren - bislang auch zuverlässig. Während Rieder seinen Olympia-Platz wohl sicher hat, geht es für viele seiner Teamkollegen am Samstag gegen die Schweiz und am Sonntag (beide Spiel 14.30 Uhr/MagentaSport und am Sonntag auch Sport1) gegen die Slowakei noch um alles oder nichts. Denn in Söderholms Peking-Planungen sind nur noch wenige Plätze frei. Weitere starke Leistungen wie gegen die junge russische Auswahl wären hilfreich. Und ein besserer Start als im Auftaktspiel, als das deutsche Team schnell mit 0:2 zurücklag. Mit der Antwort darauf war Söderholm zufrieden - vor allem mit seinen Führungsspielern wie Rieder. »Sie haben einen sehr guten Job gemacht«, lobte der Bundestrainer: »Sie haben gesagt: Genug ist genug, jetzt fangen wir an zu spielen und zu kämpfen.« Ganz vorne dabei: Jubilar Rieder.