Spekulationen um Farke-Entlassung

Die Eintracht kann in der Liga doch noch gewinnen. Das 3:0 gegen Mainz kann ein erster Schritt zurück zu alter Stärke sein. Pünktlich vor dem Pokalfinale.
(dpa). Inmitten von Spekulationen über eine baldige Ablösung hat Trainer Daniel Farke am Sonntag das Training bei Borussia Mönchengladbach geleitet. Zuvor war die 2:5-Pleite bei Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga vom Vorabend hinter verschlossenen Türen analysiert worden. Danach bat Fohlen-Coach Farke die Profis des Tabellenelften zum Training.
Schon kurz nach dem Abpfiff am Samstag kursierten im Internet Gerüchte über eine bevorstehende Trennung der Gladbacher vom 46-Jährigen nach dem enttäuschenden Saisonverlauf. Mit dem bisherigen U23-Trainer und ehemaligen Profi Eugen Polanski wurde sogar schon ein Nachfolger gehandelt.
Auch Sportdirektor Roland Virkus war am Sonntag im Borussia-Park. Zu den anhaltenden Spekulationen um Farke gab der Verein weiterhin keine Stellungnahme ab. Noch vor dem 2:0-Sieg gegen den VfL Bochum am vergangenen Spieltag hatte Virkus seinem Chefcoach eine Job-Garantie ausgesprochen: »Daniel Farke hat in England so eine Situation gemeistert. Er hat die Chance in der nächsten Saison verdient.«
Gleichwohl muss der im vergangenen Sommer mit viel Hoffnung auf einen Aufwärtstrend verpflichtete Farke mit einem unruhigen Saisonfinale rechnen. Die Fans hatten in Dortmund deutlich ihren Unmut gezeigt und dem Team den Rücken zugekehrt.
»Darüber mache ich mir momentan keine Gedanken. Meine Verantwortung ist es, mit diesen Jungs eine bessere Leistung zu zeigen als heute in der ersten Halbzeit«, hatte der Coach nach der Pleite in Dortmund gesagt.
(sid/dpa). Präsident Peter Fischer hat Verständnis für den Ärger vieler Fans über die Trainer-Entscheidung beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Es sei »eine Situation, die schwer zu verstehen und zu erklären ist«, sagte der 67-Jährige im ZDF-Sportstudio mit Blick auf die Bekanntgabe der Trennung von Oliver Glasner zum Saisonende.
Fischer nahm Sportvorstand Markus Krösche, der die Entscheidung getroffen hatte, aber in Schutz. »Wenn ich ehrlich bin, hätte ich in dem Moment sicherlich ein Vetorecht eingelegt«, gab der SGE-Präsident zu, nach intensiven Gesprächen in Vorstandskreisen habe er jedoch gesagt: »Die Entscheidung habe ich verstanden und würde sie genauso unterschreiben.«
Krösche sei »ein sehr besonnener Sportvorstand, der sich emotional nicht verführen lässt«, sagte Fischer, der zu Jahresbeginn aufhören wird: »Es waren einfach Dinge, bei denen Krösche keine Chance gesehen hat, anders zu argumentieren.« Es sei analysiert worden: »Wo stehen wir, wo wollen wir hin, wie sieht die Zukunft aus? Da sind wir zu dem Ergebnis gekommen, das müssen wir ändern - auch wenn das schwer vermittelbar ist.« Glasner lobte er als »großen Trainer, der in die Geschichte von Eintracht Frankfurt eingehen« werde. Beim DFB-Pokalfinale in Berlin gegen RB Leipzig wolle man ihn »durch das große Tor gehen lassen«, sagte Fischer. Erst danach erwartet er eine Entscheidung über die Nachfolge.
Im »Sportstudio« trat Dunja Hayali diesmal selbst beim Torwandschießen an. Zum letzten Mal moderierte die 48 Jahre alte Journalistin am Samstagabend die Sendung im ZDF. Und Fischer ließ ihr den Vortritt: An seiner Stelle sollte Hayali gegen die Kandidatin antreten. Genau das machte die Moderatorin. »Ist ja nur die letzte Sendung«, sagte sie zwischen ihren Versuchen - getroffen hat sie nicht. Seit August 2018 moderierte Hayali das »Aktuelle Sportstudio«.
Es gibt einige Szenen in diesem doch recht einseitigen Fußball-Bundesliga-Spiel zwischen der Eintracht und Mainz 05, die typisch waren für den doch etwas anderen Frankfurter Auftritt an diesem fluffigen Samstagnachmittag. Oder, anders ausgedrückt: »Bezeichnend.«
So nannte es Sebastian Rode, und der ist ja immerhin Kapitän des ins Schlingern geratenen Eintracht-Kahns, der sich kurz vor Saisonende noch mal aufgerichtet hat und mit 3:0 gewann. Da ist zum einen jener Strafstoß von Daichi Kamada, der nicht schlecht geschossen war, aber eben doch so, dass der Mainzer Torwart Robin Zentner noch die Fingerspitzen an den Ball bekam. Der flutschte aber dennoch ins Tor, 1:0. Erlösend.
Dann dieser Van-Basten-Gedächtnis-Hammer von Aurelio Buta hinein ins Nullfünfer-Herz, ein herrlicher Vollspannstoß aus unmöglichem Winkel, 2:0. »Vor kurzem wäre der nicht reingeflogen«, urteilte Rode treffend. Und dann noch dieser fast schon unfassbare Reflex von Keeper Kevin Trapp gegen den Kopfball des alten Kumpels Danny da Costa, als der Schlussmann katzenartig abtauchte und intuitiv die Pranke ausfuhr. In den Nachschuss warf sich der tapfere Chris Lenz unter Aufbietung all seiner Aufopferungsbereitschaft. »Bezeichnend«, sagt Rode.
Man muss nun nicht irgendwie esoterisch angehaucht sein, um zu konstatieren: In den vergangenen Wochen wären wahrscheinlich alle Szenen anders abgelaufen, nicht für, sondern gegen die Eintracht, also: Elfer gehalten, Schuss auf die Tribüne, da Costas Kopfball rein in die Kiste. Doch manchmal dreht es sich, manchmal wendet sich das Blatt. Ist das Schicksal oder Karma? Oder nur Zufall und Glück? Oder einfach die schnöde Tagesform? Nicht seriös zu beantworten. Aber: »Bezeichnend.« Allemal. Doch klar ist auch, dass man sich, gerade im Sport, etwas verdienen, Geschehnisse beeinflussen kann durch eine innere Überzeugung, Glauben und Willen. Und wer so auftritt wie die Eintracht am Samstag, griffig, gallig, energisch, der gewinnt vielleicht nicht gegen Bayern München, aber doch gegen harmlose Mainzer, locker 3:0 (2:0). Der erhöht einfach die Chance, erfolgreich zu sein und Situationen auf seine Seite zu ziehen.
Genau da hakte es bei der Eintracht in den zurückliegenden Wochen. Die unrunde Gemengelage, viele Misserfolge, ein immer nervöser werdender Trainer, ungeklärte Zukunftsfragen und Unruhe an der Spitze, schienen das ganze Konstrukt Eintracht zu lähmen, mit der Mannschaft als Spiegelbild. Zehn Spiele lang wartete sie auf einen Sieg, wurde durchgereicht bis ins Niemandsland des Klassements. Das zehrt. »Es ist sehr, sehr ärgerlich, wie die letzten Wochen ins Land gezogen sind«, rekapituliert Rode. »Es hat wenig Spaß gemacht.«
Der Abwärtstrend hat dazu geführt, dass Oliver Glasner am Saisonende seinen Hut nehmen muss. Ob es einen kausalen Zusammenhang gibt zwischen der angekündigten Trennung und dem plötzlich wie befreit aufspielenden Ensemble? Das lässt sich nicht beantworten, ohne ins Feld der Hypothesen abzudriften, aber zumindest auf dem Feld wirkte die Mannschaft, als sei der Ballast abgeworfen, die Ketten gesprengt worden. Das Team raffte sich zur besten Rückrundenleistung auf.
Ganz offensichtlich hat es unter der Unruhe und der wachsenden Anspannung, auch im täglichen Umgang, gelitten. »Es ist wichtig, dass Zukunftsthemen geklärt sind und man klare Entscheidungen trifft«, sagt Sportvorstand Markus Krösche. In diesen Kerbe schlug auch Torwart Kevin Trapp. »Generell ist es gut, dass wir jetzt Klarheit haben. Aber wir wollen ein schönes Saisonende haben, auch für Oliver Glasner«, so der Schlussmann. »Der Trainer soll bekommen, was er verdient - maximalen Erfolg.« Die Eintracht ist bemüht darum, die Saison in Eintracht zu Ende zu bringen, das ist vernünftig und richtig.
