Schon Vorfreude auf Kracherduell

Alexander Zverev steht bei den ATP Finals in Turin nach seinem Pflichtsieg gegen den Polen Hubert Hurkacz im Halbfinale. Dort wartet auf Deutschlands besten Tennisspieler nun der Topfavorit Novak Djokovic.
Alexander Zverev winkte strahlend ins Publikum, schoss seinen Fans vergnügt ein paar Bälle zu - doch seinen Pflichtsieg für den Halbfinaleinzug in Turin hatte er schnell abgehakt. Denn das viel beachtete Kracherduell bei den ATP Finals mit dem Topfavoriten Novak Djokovic am Samstag warf natürlich schon seine Schatten voraus, dem Olympiasieger steht zum Saisonabschluss noch einmal die schwerste Aufgabe der Tenniswelt bevor.
»Ich spiele gegen die Nummer eins der Welt. Das wird nicht einfach, ich weiß es. Aber ich freue mich auch drauf«, sagte Zverev, nachdem er das Rematch des denkwürdigen Olympia-Halbfinales am Donnerstag mit einem 6:2, 6:4 gegen den Polen Hubert Hurkacz perfekt gemacht hatte.
Bei seiner fünften Teilnahme am Saisonfinale der Jahresbesten steht der Hamburger zum dritten Mal im Halbfinale. Und dort rechnet er sich gegen den serbischen Topstar Djokovic natürlich Chancen aus. »Es ist immer eng und interessant zwischen uns«, sagte der Weltranglistendritte: »Deswegen hoffe ich auch hier auf ein weiteres hartes Duell.«
Als Zweitplatzierter der Roten Gruppe misst sich der Turniersieger von 2018 am Samstag in Turin zum fünften Mal in diesem Jahr mit Grand-Slam-Rekordchampion Djokovic, »In jedem Match mussten wir das Beste aus uns rausholen«, sagte er: »Ich erwarte hier nichts anderes.« Bestens in Erinnerung ist ihm dabei der starke Comeback-Sieg in Tokio auf dem Weg zur Goldmedaille. Die anderen drei Vergleiche mit dem Weltranglistenersten in dieser Saison verlor der 24-Jährige, darunter das Viertelfinale bei den Australian Open und zuletzt das Halbfinale der US Open in fünf Sätzen.
Nach der Niederlage gegen Titelverteidiger Daniil Medwedew stand Zverev am Donnerstag gegen Hurkacz gehörig unter Druck, bei einem weiteren Misserfolg wäre er wie im Vorjahr bereits in der Gruppenphase ausgeschieden. Aus der Ruhe bringen ließ er sich dadurch nicht und ging voller Selbstbewusstsein in das Duell mit dem Weltranglistenneunten. »Es war mental nicht einfach, weil ich wusste, dass ich gewinnen muss«, sagte er.
Perfekter Start ins Match
Zverev nahm dem Polen direkt zweimal den Aufschlag ab. Schon nach 26 Minuten schnappte sich Zverev den ersten Satz. Hurkacz, der in Miami seinen ersten Masters-Titel gewonnen und in Wimbledon nach einem glatten Sieg über Rekordchampion Roger Federer das Halbfinale erreicht hatte, konnte aber zumindest bei eigenem Aufschlag zunehmend besser Gegenwehr leisten und kämpfte mit großer Moral weiter.
Da auch Zverev in einem seltsamen Match nicht glänzte und sein Gegner volles Risiko ging, war der zweite Satz lange ausgeglichen - der Deutsche geriet beim Service sogar in Bedrängnis. Mit dem Break zum 5:4 sorgte Zverev dann aber für die Vorentscheidung.
Auch Zverev hat sich besorgt über die als vermisst geltende chinesische Tennisspielerin Peng Shuai geäußert. »Ich hoffe, sie wird bald gefunden werden«, sagte der 24-jährige Hamburger. Man spreche hier nicht über ein Tennismatch oder ein Event. »Wir sprechen über ein Menschenleben, und das ist viel krasser als alles, was wir hier machen«, sagte Zverev. Peng Shuai, hatte Anfang des Monats Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch den chinesischen Spitzenpolitiker Zhang Gaoli (75) veröffentlicht. Seither ist sie nicht mehr gesehen worden.
Der Coburger Kevin Krawietz hat sich unterdessen mit einem Sieg aus Turin verabschiedet. Zum Abschluss der Gruppenphase im Doppel gewann der zweimalige French-Open-Sieger mit seinem rumänischen Partner Horia Tecau gegen Marcel Granollers/Horacio Zeballos (Spanien/Argentinien) 6:3, 6:7 (1:7), 10:6. Das Halbfinale war für Krawietz/Tecau aufgrund zweier Niederlagen zum Auftakt schon vorher außer Reichweite.