Ronaldo flüchtet vor dem Abpfiff

(dpa). Cristiano Ronaldo hat normalerweise ein Herz für Kinder, der Fußballstar von Manchester United hat selbst fünf eigene. Als ihm am Mittwochabend aber einige jüngere Fans ihre Hände in der Hoffnung hinhielten, Ronaldo möge sie abklatschen, da ignorierte der 37-Jährige die Jugend geflissentlich.
Ronaldo schob ordentlich Frust, weil ihn Trainer Erik ten Hag im Premier-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur (2:0) nicht mal eingewechselt hatte. Kurz vor dem Abpfiff stapfte er in die Kabine des Old Trafford, vorbei an den Fans, den Blick gesenkt - und ohne Rücksprache mit ten Hag gehalten zu haben. Ein Eklat. Und ein Thema, das wiederholt für Unruhe beim englischen Rekordmeister sorgt.
Die Reaktionen folgten prompt, unter anderem zahlreiche Ex-Profis wie die früheren englischen Nationalspieler Michael Owen und Gary Lineker meldeten sich zu Wort. »Das ist nicht sehr professionell«, kritisierte Owen, der gleichwohl Verständnis zeigte: Er könne Ronaldos Frust verstehen, »es muss schwer für ihn sein«. Lineker wählte drastischere Worte: »Es tut mir leid, aber das ist nicht zu akzeptieren, das ist so armselig«, sagte der TV-Experte über Ronaldos Flucht.
Am Donnerstagabend wurde nun bekannt: Ronaldo ist aus dem Kader für das Duell am kommenden Samstag beim FC Chelsea (18.30 Uhr/Sky) gestrichen worden. Dies gab der englische Topklub in einem Statement bekannt. »Der Rest der Mannschaft konzentriert sich voll und ganz auf die Vorbereitung auf dieses Spiel«, hieß es weiter.
Schon im Sommer wollte der fünfmalige Champions-League-Sieger Ronaldo unbedingt den Club verlassen. Denn Trainer ten Hag setzt auf mannschaftsdienliche Akteure, die auch im Spiel gegen den Ball viel laufen sollen. Ronaldo gönnt sich derweil gern Pausen, um bei Angriffen glänzen zu können. Doch längst ist er nicht mehr die Tormaschine, die er einst bei Juventus Turin (134 Pflichtspiele/101 Tore) oder Real Madrid (438/450) verkörperte.
Ronaldos Bilanz unter ten Hag liest sich erschreckend. Nur einmal durfte er in dieser Saison über die vollen 90 Minuten ran - bei der blamablen 0:4-Niederlage am zweiten Spieltag beim FC Brentford. Nach zwölf Spieltagen hat er erst einmal getroffen und noch kein Tor vorbereitet.