Pogacar schnappt Kämna Sieg weg

Drei deutsche Radprofis fuhren bei der ersten Bergankunft der 109. Tour de France lange in der Spitzengruppe. Am Ende reichte es für Lennard Kämna zu Platz vier. Den Sieg holt sich mal wieder Dominator Tadej Pogacar.
Lennard Kämna konnte die Ziellinie bereits sehen, doch ein Antritt von Dominator Tadej Pogacar und Kronprinz Jonas Vingegaard brach der deutschen Hoffnung 100 Meter vor dem Etappensieg das Herz. Auf der staubigen und 24 Prozent steilen Skipiste zur Super Plance des Belles Filles siegte einmal mehr Pogacar, während der verbissen kämpfende Kämna auf der siebten Etappe der Tour de France einen beachtlichen vierten Platz hinter Vingegaard und Primoz Roglic ins Ziel rettete. Der 25-Jährige verpasste nach seinem Etappensieg beim Giro seinen zweiten großen Coup in diesem Jahr nur um 14 Sekunden.
»Es war super hart. Ich habe mich sehr gut gefühlt und hatte auch sehr gut Power auf dem Pedal. Dann hat es am Ende einfach nicht ganz gereicht. Ich wusste, dass es eng wird mit der kleinen Lücke. Ich kann mir nichts vorwerfen«, sagte Kämna vor den Mikrofonen der ARD. Er sei nicht eingebrochen, aber wenn es so steil werde, werde es schwierig. »Ich hätte mir gewünscht, dass das Ziel da vorne ist. Das wäre super gewesen.« Auf das letzte Schotterstück hätte er gerne verzichtet. Er sei alles gefahren, was er hatte. Kämna hatte bereits vor zwei Jahren die Bergetappe der Tour de France nach Villard-de-Lans gewonnen.
Bei der ersten Bergankunft der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt baute Pogacar seine Führung in der Gesamtwertung aus und liegt 35 Sekunden vor Vingegaard. Geraint Thomas ist 1:10 Minuten zurück Dritter. Kämnas Kapitän Alexander Wlassow kassierte einen Rückschlag von mehr als einer Minute und rutschte aus den Top Ten der Gesamtwertung. Ob nun womöglich Kämna die Kapitänsrolle übernimmt? »Das glaube ich nicht. Es ist natürlich ärgerlich für Alex. Ich denke, er hat den Sturz von gestern doll gemerkt. Das geht nicht spurlos an jemandem vorbei. Jetzt gucken wir mal, was wir die nächsten Wochen machen«, sagte der junge Deutsche.
Vorne jubelte mal wieder Pogacar. »Das war echt hart, gerade das letzte Stück. Dann hat Vingegaard attackiert, er war so stark«, sagte Pogacar und offenbarte eine ganz besondere Motivation: »Meine Freundin stand im Ziel, die konnte ich nicht enttäuschen. Deswegen wollte ich unbedingt gewinnen. Diesen Sieg habe ich mir schon vor langer Zeit vorgenommen.«
Am Fuße der Super Planche des Belles Filles hatte Maximilian Schachmann seinen Teamkollegen Kämna als Teil einer Spitzengruppe in Position gebracht, nur der Belgier Dylan Teuns und Simon Geschke folgten. Zunächst attackierte Geschke, der Berliner setzte sich etwas ab. Kämna taktierte, blieb am Hinterrad von Teuns. Erst fünf Kilometer vor dem Gipfel trat der Norddeutsche erneut an, sprang von Teuns vor zu Geschke und lies den deutschen Routinier mit einem weiteren Antritt wenig später hinter sich.
Schachmann virtuell kurzzeitig in Gelb
Das deutsche Team Bora-hansgrohe hatte schon vor Tagen durchklingen lassen, einen Fahrer in die Ausreißergruppe schicken zu wollen. Gesagt, getan. Zwar dauerte es die ersten 50 Rennkilometer, bis eine Gruppe stand. Dann waren jedoch Schachmann und Kämna sowie der Cofidis-Profi Geschke in einer siebenköpfigen Gruppe. Der Vorsprung wuchs schnell auf fast drei Minuten, und Schachmann fuhr eine Zeit lang im Gelben Trikot - zumindest virtuell.
Auf der achten Etappe am Samstag von Dole nach Lausanne (186,3 km) macht de Tour Station in der Schweiz. Und die Schlussphase nach 186,3 km vorbei am Genfer See und hoch zum Olympiastadion in Lausanne hat es in sich. Vor dem zweiten Ruhetag endet die anspruchsvolle erste Woche mit der neunten Etappe von Aigle nach Chatel Les Portes du Soleil (192,9 km) mit der ersten Bergetappe in den Alpen.