Personalpuzzle

(kil). Es ist ein schwieriger Spagat, in den die Frankfurter Berufsfußballer in diesen Tagen gehen müssen. Einerseits wollen sie in der Bundesliga keinerlei Schwung verlieren, andererseits soll sich in den deutlich unbedeutenderen Partien keiner verletzen oder über Gebühr auspowern, ehe es in zwei Spielen gegen West Ham United um den Einzug ins Europa-League-Finale in Sevilla geht.
Die Frage ist: Wie geht man die praktisch unwichtig gewordenen Spiele gegen die TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen an? Schonen oder volle Power? Trainer Oliver Glasner hat in dieser Frage eine klare Meinung. Er stelle immer die »aus seiner Sicht beste Mannschaft« auf, jene Spieler also, die ihm am ehesten die Gewissheit geben, das nächste Spiel gewinnen zu können.
Das ist natürlich ein kleiner rhetorischer Kniff. Glasner hatte auch am vergangenen Sonntag, drei Tage nach dem Coup von Camp Nou gesagt, gegen Union Berlin hatte »die an diesem Tag stärkste Stammelf auf dem Platz« gestanden, weil etwa die anderen, die noch in Barcelona im Einsatz gewesen waren, nicht in der Lage waren zu spielen. Deshalb fanden sich in der Alten Försterei plötzlich die Reservisten Timothy Chandler, Goncalo Paciencia, Ajdin Hrustic oder Jens Petter Hauge in der Startformation. Auch an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim wird Glasner die aus seiner Sicht beste Elf auf den Platz schicken, also auch die am kommenden Donnerstag gesperrten Evan Ndicka und Kristijan Jakic. Womöglich wird Torwart Kevin Trapp wegen leichter Probleme an der Hand noch einmal aussetzen, ein Risiko will der Coach keinesfalls eingehen. Manches spricht dafür, dass Sebastian Rode gegen die Kraichgauer pausiert, er wird ganz sicher in London gebraucht als Ersatz für Jakic und an der Seite des bis dahin wieder genesenen Djibril Sow. Und viele Spiele hintereinander auf allerhöchstem Niveau vertragen die lädierten Knochen des defensiven Mittelfeldspielers auch nicht mehr, der Fußballlehrer weiß das natürlich.
Natürlich hat Trainer Glasner schon die nächsten Spiele im Blick, selbst wenn er sagt, ihn interessiere allein die Bundesligapartie am Samstag. Er wird ein paar kreative Lösungen für den internationalen Auftritt nächsten Donnerstag finden müssen, er wird in der Abwehr gezwungenermaßen umstellen. Vertrauen habe er in die Leistungsfähigkeit all seiner Spieler. »Das einzige, was ich verlange, ist, dass jeder sein Bestes für Eintracht Frankfurt gibt«, sagt er. Das könne auch mal nicht reichen, aber jeder müsse mit allen Fasern versuchen, sein Niveau zu erreichen. Das hat bislang ordentlich geklappt, Almamy Touré etwa, der Dauer-Ersatzmann, hatte vor seinem grandiosen Spiel in Barcelona auch kaum Spielminuten sammeln können. Es wird darauf ankommen, die richtige Balance zu finden. Natürlich wird niemand mit Absicht ein Spiel abschenken, aber mit allerletzter Konsequenz dürften die Hessen die Begegnungen in der Liga nicht führen. Dazu ist vor dem Rückspiel in Frankfurt an einem Montag der 32. Spieltag angesetzt, 20.30 Uhr bei Bayer Leverkusen, drei Tage vor dem nächsten Saisonhöhepunkt. Auch da dürfte, ähnlich wie gegen Union Berlin, ein wenig rotiert werden.