Perfekte Bewerbung
(sid). Eric Maxim Choupo-Moting ließ sich Zeit, ehe er dann doch mal aus der Kabine geschlendert kam. Mit der linken Hand drückte er zwei Pizza-Kartons gegen seine Hüfte, an seiner rechten Seite lief sein Sohn. Reden aber wollte der Angreifer nach seiner herausragenden Leistung beim 5:0 (2:0) des FC Bayern gegen den SC Freiburg zu so später Stunde nicht mehr.
»Ich muss nach oben«, sagte er, »mein Kleiner hat Geburtstag.«
Dafür redeten andere über Choupo-Moting, unter anderem Trainer Julian Nagelsmann, der auf der Suche nach einem angeblich so schmerzlich vermissten Neuner tatsächlich im eigenen Kader fündig geworden ist. »Er hat es sehr gut gemacht«, lobte Nagelsmann und ließ durchblicken, dass es der gebürtige Hamburger »schon früher mal verdient gehabt hätte, von Anfang an zu spielen«. Diesmal durfte »Choupo« von Beginn an ran - für bemerkenswerte 65 Minuten.
»Wir sind froh, dass wir ihn haben als zentrale Neun«, sagte Nagelsmann. Tatsächlich war Choupo-Moting als Ersatz für den zentral vorgesehenen, aber unpässlichen Thomas Müller (muskuläre Probleme) eine Art Offenbarung: Das 1:0 von Serge Gnabry (13.) leitete er mit ein, das 2:0 schoss er selbst (33.), das 3:0 legte er dem später verletzt ausgewechselten Leroy Sané auf (53.). Bei den Treffern von Sadio Mané (55.) und Marcel Sabitzer (80.) war er nicht (mehr) beteiligt.
»Choupo hat es hervorragend gemacht«, sagte Mitspieler Leon Goretzka, ja, der Stürmer habe gezeigt, »was er in der Box draufhat«. Er und Choupo-Moting hatten sich zu ihrem Leidwesen vor Saisonbeginn zeitgleich in Reha befunden, »da hatten wir viel Zeit zu sprechen«, erzählte Goretzka. Und? »Ich habe ihm da schon gesagt: Wir werden dich diese Saison auf jeden Fall brauchen.« Nun habe »er gezeigt, dass wir uns auf ihn verlassen können«. Es war beileibe nicht die einzige Lobeshymne auf den 33 Jahre alte Nationalspieler von Kamerun, der zuletzt eher unter dem Radar geflogen war. Dabei sei Choupo-Moting jener »Zielspieler, der medial oft vermisst wird«, sagte sein Trainer. Gnabry berichtete am Sonntagabend mit einem Grinsen: »Ich sage ihm heute schon zum dritten Mal, dass er der beste Sohlenspieler der Welt ist. Er kann unglaublich gut die Bälle festmachen.«
Ob das nun einer Bewerbung um mehr Spielzeit nachkomme, sollte Choupo-Moting gleich nach dem Schlusspfiff vor der Kamera beantworten. »Was heißt Bewerbung?«, sagte er ein wenig entrüstet bei DAZN, »ich weiß, was ich kann, und ich kann der Mannschaft helfen. Und Julian weiß, dass ich das so sehe. Ich will weiter viel spielen und mit der Mannschaft Erfolg haben.« Doch das Wollen ist die eine, das Dürfen eine andere Sache.
Am Mittwoch im Pokalspiel beim FC Augsburg (20.45 Uhr/ZDF und Sky) will der angeschlagene Müller wieder dabei sein. »Das ist der Plan«, sagte er am Sonntag. Platz für Choupo-Moting wäre dennoch: Sané musste gegen Freiburg nach 75 Minuten ausgewechselt werden, er erlitt nach Angaben der Münchner einen Muskelfaserriss.