Mourinho heiß auf den Pott

(sid). Der Zauber schien verflogen. So besonders sei »The Special One« gar nicht mehr, spotteten italienische Gazetten. Nur noch »ein Auslaufmodell«, hieß es im englischen Blätterwald. Und doch steht Jose Mourinho mal wieder vor einer Krönung für die Fußball-Geschichtsbücher: Mit der AS Rom greift der Star-Trainer nach dem Premierentitel in der oft belächelten Conference League.
Er habe »eine gewisse Verantwortung gespürt, damit die erste Ausgabe dieses Turniers ein guter Wettbewerb wird«, erklärte der 59-Jährige in seiner gewohnten Art. Das Duell mit Feyenoord Rotterdam am Mittwoch (21 Uhr/Nitro) in Tirana sei für ihn schlicht »das wichtigste Finale der Karriere«. Als erster Coach überhaupt könnte er im vierten verschiedenen internationalen Wettbewerb triumphieren.
»Es ist eine Sache, Erfolge in einem bestimmten Zeitraum einzufahren. Anders sieht es aus, wenn man seine ganze Karriere lang erfolgreich ist und Titel holt«, sagte Mourinho. Der Portugiese sei schlicht »der beste Trainer der Welt«, schwärmte Schlussmann Rui Patricio. Diese Meinung habe sich in dieser Spielzeit »noch verstärkt. Wir haben keinen Zweifel daran, dass alles, was wir tun, und alles, wofür wir kämpfen, darauf abzielt, zu gewinnen«.
Mourinho hat bei den Tifosi eine Euphoriewelle ausgelöst. Rund 70 000 Anhänger sollen für die Jagd nach dem ersten Titel seit 2008 in die Hauptstadt Albaniens reisen, auch 50 000 Fans aus den Niederlanden werden erwartet. Mit einem derartigen Ansturm hatte die UEFA bei der Auswahl der 22 000 Zuschauer fassenden Final-Arena nicht gerechnet, doch die Traditionsklubs füllen den umstrittenen Wettbewerb mit Leben.
»Die Conference League ist unsere Champions League«, sagte Mourinho: »Das ist das Niveau, auf dem wir sind.« Mit dem FC Porto und Inter Mailand gewann er die Champions League, den UEFA-Cup holte er ebenfalls nach Porto, und zuletzt 2017 die Europa League für Manchester United - seitdem ging es bergab. An Selbstbewusstsein hat Mourinho aber nichts eingebüßt, Kritik begegnet er mit Trotz. Wenn nötig, wird eben die Conference League als größter Preis auf Erden ausgerufen. FOTO: IMAGO