Medaille(n) im Visier

(sid). Andreas Wellinger und Karl Geiger standen im Schneegestöber von Kranjska Gora, die Goldmedaillen um den Hals, als Katharina Althaus den Hit dieser WM anstimmte. »Die Nummer eins der Welt sind wir«, sang die Oberstdorferin nach der Siegerehrung für das Mixed am Mittwochabend, und es klang fast wie eine Aufforderung an die Männer. Denn während die Skisprung-Königin nur noch als Fan in Slowenien bleibt, sollen Wellinger und Co.
die deutsche Schanzen-Party in Gang halten.
»Ich werde die Jungs ab jetzt anfeuern«, sagte die von Teamkollegin Selina Freitag zur »Gold-Mami« ernannte Althaus, die nach dreimal Gold und einmal Bronze ausspannen darf. Für die Männer wird es dagegen noch zweimal ernst: Am Freitag (17.30 Uhr) geht es von der großen Schanze im Einzel um Medaillen, am Samstag (16.30 Uhr/jeweils ARD und Eurosport) folgt zum krönenden Abschluss das Teamspringen.
Gerade im Einzel ist der Kreis der Goldkandidaten riesig. »Eine Medaille wird schwierig, aber möglich. Ich gehöre trotzdem nicht zu den Favoriten, dafür ist meine Form noch nicht konstant genug«, sagte Geiger: »Im Team liebäugeln wir dagegen schon mit dem Podest.« Sollte es in einem der Wettkämpfe sogar zum vierten Skisprung-Gold für Deutschland reichen, würde dies die Einstellung des WM-Rekords von 2019 bedeuten.
Angreifen will auch Andreas Wellinger nach Silber vom kleinen Bakken. Doch damit nicht genug: Als heißes Eisen gilt zudem Markus Eisenbichler, der die Großschanze in Planica besonders liebt. »Die passt Markus extrem gut. Auf den letzten Lehrgängen hat er da immer die Pace vorgegeben, da war er der Dominator«, sagt Bundestrainer Stefan Horngacher.
Eisenbichlers Einstieg auf der großen Schanze misslang allerdings, weil er im Training Augenzeuge des Horrorsturzes von Peter Prevc wurde. »Ich habe ihm hinterhergeschaut. Das war die schlechteste Idee, die ich je hatte. Danach bin ich nicht mehr ganz bei meinen Sachen geblieben«, sagte der Großschanzen-Weltmeister von 2009. Das Training wurde schnell zur Nebensache, dem Slowenen geht es immerhin den Umständen entsprechend gut.
An den Zielen der DSV-Adler änderte das aber nichts. »Wir können frech, frei und locker auf die Großschanze gehen. Es herrscht gerade ein extrem cooler Teamspirit. Jeder ist gut drauf und jeder hat was vor. Alles kann, nichts muss«, sagte Geiger. Wellinger schielte bereits in Richtung Samstag: »Wenn alles zusammenpasst, können wir mit dem Team um Gold mitkämpfen.«
Jenes Mannschaftsspringen wird »Gold-Mami« Althaus nur noch aus der Heimat verfolgen. Denn irgendwann muss auch eine Rekordweltmeisterin einmal nach Hause. »Die letzten Tage waren nervenaufreibend«, sagte die 26-Jährige: »Vier Medaillen in vier Wettkämpfen, das hätte vor der WM niemand gedacht. Jetzt wird erst mal richtig gefeiert.«