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Mainz freut sich auf »Taktgeber Tuchel«

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Rückblende: Im November 2013 tröstet Mainz-Trainer Thomas Tuchel (r.) seinen Spieler Bo Svensson. Heute kommt es zum emotionalen Wiedersehen. © Imago Sportfotodienst GmbH

(sid). Natürlich werden die Bilder von Thomas Tuchels Ausraster dieser Tage wieder herausgekramt. Jene Szene vor neun Jahren, in der er einen gewissen Shawn Parker im Training derart gnadenlos zusammenfaltete, dass der Wutausbruch in den sozialen Medien heute noch für Erheiterung sorgt. Es ist einer der Momente, die sich aus Tuchels Zeit beim FSV Mainz 05 besonders ins Gedächtnis brannten.

Am Bruchweg aber erinnern sie sich kurz vor der Rückkehr als Trainer des FC Bayern an so viel mehr, denn in gewisser Weise ebnete Tuchel den Weg für den derzeitigen Erfolg in Mainz. »Er hat mir die Augen geöffnet, wie man Fußball trainiert, wie man eine Gruppe packt und anspricht«, sagte der heutige Trainer Bo Svensson vor dem ersten Duell mit seinem »Lehrmeister«. Fünf Jahre spielte er unter Tuchel, und ohne ihn, das betonte der Däne, wäre er »nicht da, wo ich bin«.

Wenn Tuchel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) also im Bayern-Dress und einem Haufen Probleme im Gepäck auf viele alte Weggefährten trifft, werde es natürlich »besonders«, sagte Svensson. Ausgerechnet der ehemalige Schützling könnte Tuchel im Meisterkampf weiter ärgern, die Mainzer, seit neun Spielen ungeschlagen und mittendrin im Kampf um Europa, wittern ihre Chance. Zumal die Bayern »nicht so gefestigt und eingespielt« seien, betonte FSV-Sportdirektor Martin Schmidt.

Schon als Trainer von Borussia Dortmund war Tuchel zweimal nach Mainz zurückgekehrt. Auch diesmal warten etliche bekannte Gesichter, das von Christian Heidel etwa. Der bezeichnete Tuchel, der wie Jürgen Klopp der Mainzer Trainerschule entsprungen und als frischgebackener A-Jugend-Meister 2009 befördert worden war, als »einen der drei besten Trainer der Welt«.

Tuchel sei »ein absoluter Perfektionist und stellt Ansprüche an sich, die er teilweise nicht selbst erfüllen kann«, sagte der Sportvorstand bei Sky. Wenn er aber höre, der Welttrainer von 2021 sei ein komplizierter Typ, könne er immer nur die gleiche Antwort geben: »Glaubt denn jemand, Pep Guardiola ist kein komplizierter Typ?«

Dabei verlief die Trennung im Sommer 2014 keineswegs geräuschlos. Tuchel wollte vorzeitig aufhören, Heidel pochte aber auf die Erfüllung des Vertrages und verweigerte eine Auflösung - es folgte ein Sabbatjahr. Selbst Svensson gab zu, dass es zwischen ihm und Tuchel »mal laut« wurde, »aber nie langweilig«.

Hängen geblieben scheint davon nichts - im Gegenteil. Die Arbeit mit Tuchel sei ein Grund, »warum ich den Trainerweg gegangen bin«, sagte Svensson. Aus der Zeit habe er Dinge mitgenommen, »um meine Identität zu finden und das, wofür ich stehen will. Es gibt immer Menschen, die entscheidend und prägend waren, davon ist Thomas einer.«

Und so sei die Rückkehr »eine spezielle Geschichte«, sagte Schmidt, der während Tuchels Amtszeit die U23 trainiert und ihn einst als »Taktgeber« bezeichnet hatte. Tuchel komme »in seine alte Heimat, wo er groß geworden ist. Da ist viel Emotionalität drin«. Geschenke für angeschlagene Bayern trotz aller Schwärmereien aber eher nicht.

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