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Leclerc trifft den Ton

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Für Hobby-Musiker Charles Leclerc und Ferrari geht es langsam aufwärts. © Imago Sportfotodienst GmbH

Im Schatten von Red Bull kommt Ferrari langsam auf die Beine - und hat für die restliche Saison in der Formel 1 noch einen Joker auf der Hand.

Vielleicht brauchte Charles Leclerc ja wirklich ein Ventil. Seit einer Weile nämlich macht der Ferrari-Pilot Musik, und die beschreibt er so: Wer auf »deprimierende« Töne stehe, »der ist bei mir richtig«. Ein langsames, schön schwermütiges Klavierstück hat er geschrieben, unter dem Namen »AUS23 (1:1)« ist es auch schon als Single erschienen.

Und rund um die Formel 1 hält sich dieser Verdacht nun hartnäckig: Da hat einer sein Leben mit Ferrari musikalisch umgesetzt, Trübsal auf dem Notenblatt. Leclerc allerdings lacht über zu viel Aufmerksamkeit, »ich mache die Musik zum Spaß«, sagt er. Und wer genau hinschaut bei Ferrari, der stellt ohnehin fest: Vielleicht ist die Zeit des Kummers so langsam vorbei.

Vor dem Großen Preis von Miami (Sonntag 21.30 Uhr/Sky) zeigt der Trend zumindest nach oben. Leclerc, das Toptalent, hat viel gelitten in den vergangenen vier Jahren bei der Scuderia. In dieser Saison setzte sich das zunächst fort, doch seit dem vergangenen Wochenende darf man wieder hoffen bei den Roten.

In Aserbaidschan holte Le-clerc für das Sprintrennen und den Grand Prix jeweils die Poleposition, Ferraris Stärke im Qualifying wird immer offensichtlicher. Im Rennen hatten die Italiener dann zwar erneut keine Chance gegen Red Bull, gegen Weltmeister Max Verstappen und Sergio Perez. Aber auch der Status als erster Verfolger wäre erst mal ein Erfolg.

»Die Stimmung nach den ersten Rennen war wirklich schlimm«, sagt Leclerc, »aber in Baku war dann vieles besser.« Dieser kleine Aufschwung kommt zur rechten Zeit, denn bei Ferrari hat man gerade das Gefühl, nachlegen zu können. Schon in Miami kommen neue Teile an das Auto. »Dieses Upgrade geht in die richtige Richtung«, sagt Leclerc, stellt aber auch klar: »Es wird noch nicht reichen, um Red Bull anzugreifen.« Das Weltmeisterteam wirkt im Moment unschlagbar. Die Konkurrenz, neben Ferrari auch Mercedes und Aston Martin, hat allerdings noch einen Joker auf der Hand. Das Entwicklungsrennen läuft gerade erst an, ab dem kommenden WM-Lauf in Imola (21. Mai) wird sich an den Autos immer wieder viel verändern. Und Red Bull geht diesen Wettlauf mit einem Handicap an.

Wegen Verstößen gegen den Budgetdeckel wurde das Team mit Einschränkungen bei der Windkanal-Zeit bestraft, als stärkstes Team des Vorjahres hat es hier ohnehin bereits weniger Ressourcen. Bei Red Bull wird das zumindest öffentlich als echtes Problem anerkannt. Es könne »die Zeit kommen, in der wir diese Strafe spüren«, sagt Verstappen: »Dann haben wir hoffentlich einen ausreichenden Punktevorsprung.«

Die Wahrheit ist aber auch: Schon vor Miami ist der Vorsprung des Red-Bull-Duos riesig, Leclerc etwa bräuchte drei Siege, um die aktuelle Punktzahl Verstappens zu erreichen. Zudem ist Red Bull noch so deutlich schneller, das momentan allenfalls eine Angleichung realistisch erscheint, nicht aber ein Machtwechsel.

Ferrari und Leclerc haben aber zumindest die ersten Schritte gemacht. Und vielleicht hilft das Klavier ja doch. Vor Baku wurde schließlich die erste Single veröffentlicht, anschließend lief es deutlich besser. Die zweite soll nach dem Grand Prix in Miami folgen.

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