Krawietz/Pütz nervenstark

(dpa). Erst zum zweiten Mal nach den glänzenden Zeiten von Boris Becker haben die deutschen Tennis-Herren im Daviscup die Chance aufs Endspiel. Dank eines starken Jan-Lennard Struff und eines grandiosen Doppels mit Kevin Krawietz und Tim Pütz zog die deutsche Auswahl am Dienstagabend in Innsbruck erstmals seit 2007 wieder ins Halbfinale ein. Mit 2:
1 bezwang die Mannschaft von Bundestrainer Michael Kohlmann die favorisierten Briten. Nervenstark sorgten Krawietz und Pütz mit dem mitreißenden 7:6 (12:10), 7:6 (7:5) gegen Joe Salisbury und Neal Skupski für Jubel in der deutschen Box - in der coronabedingt weitestgehend leeren Olympiahalle. Das Siegerduo holte im entscheidenden Tiebreak sogar einen 0:5-Rückstand noch auf.
Struff hatte zuvor mit einem 7:6 (8:6), 3:6, 6:2 gegen den Weltranglistenzwölften Cameron Norrie das vorzeitige Aus verhindert, nachdem Peter Gojowzyk chancenlos geblieben war. Die Deutschen reisen jetzt nach Madrid und treffen am Samstag auf die starken Russen oder Außenseiter Schweden. Der Gegner wird am Donnerstag ermittelt.
Nachdem die Jahre mit Becker und Stich zu Ende gegangen waren, stand eine deutsche Auswahl nur vor 14 Jahren im Halbfinale des prestigeträchtigen Länder-Wettkampfs. Der Sprung unter die Top 4 im veränderten Modus ist jetzt auch hoch anzurechnen, weil Weltklasse-Spieler Alexander Zverev fehlt. Der 24-Jährige hat keine Lust aufs neue Format und entschied sich gegen die Teilnahme. Immer wieder sprangen der deutsche ebenso wie der britische Tross auf, das Doppel war an Spannung kaum zu überbieten. 2019 waren die Deutschen - in anderer Formation - im Viertelfinale gegen die Briten ausgeschieden. Diesmal waren sie nach den beiden 2:1-Siegen in der Vorrunde gegen Serbien und Österreich optimistisch. Gerade auch wegen Krawietz und Pütz, die im Daviscup unbesiegt sind.
Das Selbstbewusstsein half gegen Salisbury und Skupski, die angesichts von vier Satzbällen den ersten Durchgang ebenfalls gewinnen konnten. Stattdessen nutzte das deutsche Olympia-Doppel seinerseits den vierten Satzball. Auch im zweiten Durchgang hätte die hochklassige und emotionale Partie in beide Richtungen gehen können. Ständig liefen Pütz und Krawietz dem Rückstand hinterher, wieder ging es in den Tiebreak und die Deutschen triumphierten.
Dabei war es mit dem 2:6, 1:6 von Gojowczyk gegen Daniel Evans nicht gut losgegangen. Anders als Gojowczyk, den der Druck für Deutschland zu spielen offenbar lähmte, schien dann die Situation Struff eher zu beflügeln. »Das ist auf jeden Fall einer der wichtigsten Siege, die ich errungen habe. Das bedeutet mir extrem viel«, erklärte Struff.