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»Körper macht nicht mit«

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Marcel Nguyen beendet seine Karriere. © Imago Sportfotodienst GmbH

(sid). Seine gleichaltrigen einstigen Mitstreiter Fabian Hambüchen und Philipp Boy haben längst die Reckriemchen an den Nagel gehängt, nun verlässt auch Marcel Nguyen das Turnpodium. Die »Klasse von 1987«, die gemeinsam zahlreiche Titel, Medaillen und Ehrungen einheimste, ist nur noch eine schöne Erinnerung.

Und anders als die beiden Ex-Kollegen muss Nguyen früher als geplant die Reißleine ziehen. »Ich habe alles versucht, aber mein Körper macht einfach nicht mehr mit«, sagte der 35-Jährige am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Fellbach bei Stuttgart. Ein krönender Abschluss bei Olympia 2024 in Paris ist nicht mehr möglich.

Im Spätherbst seiner Karriere häuften sich die gesundheitlichen Probleme. Schulter- und Knieoperationen warfen ihn mehrfach zurück und verhinderten 2021 in Tokio die vierte Olympiateilnahme. Noch vor drei Monaten hatte der 19-malige nationale Titelträger nach seinem Start beim Bundesliga-Finale in Neu-Ulm dennoch auf eine Fortsetzung der Laufbahn gehofft.

Vom ehemaligen Cheftrainer Andreas Hirsch gern als »Leichtbauweise Mensch« tituliert, verkörperte das elegante Bewegungstalent Nguyen besonders am Barren über fast ein Jahrzehnt absolute Weltklasse. Zweimal wurde er an diesem Gerät Europameister, seit 2016 ist ein vom ihm kreiertes Übungsteil namens »Nguyen« Bestandteil der offiziellen Wertungsvorschriften.

Einen sang- und klanglosen Abschied wollte der gebürtige Münchner eigentlich immer vermeiden, nun hat er sich damit arrangieren müssen: »Aber ich kann mir nichts vorwerfen und habe nun meinen Frieden damit gemacht.« Seinerzeit schminkte er noch im Wettkampf verschämt seine Tattoos ab, jetzt will er sich weitere Motive stechen lassen: Beispielsweise fehlt die Jahreszahl vom Olympia-Debüt 2008 in Peking.

Lange auf der Suche nach dem richtigen Weg in ein neues Leben ohne Krafttraining und Magnesia, hat Nguyen nun in München ein Studio für dauerhafte Haarentfernung eröffnet. Schon seit Jahresbeginn steht er zudem als zweifellos nicht schlecht bezahlter Markenbotschafter für ein französisches Luxuslabel (Lacoste) bis 2025 unter Vertrag.

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