Knorr spürt große Erwartung

(sid). Zuckerpässe und Zaubertore, irre Tricks und enormer Spielwitz: Das ist Juri Knorr. Mit seinen teils atemberaubenden WM-Auftritten spielte sich der Mann mit dem markanten Zopf und dem goldenen Händchen im Januar in die Herzen vieler Handball-Fans. Und auch am heutigen Donnerstag (20.45 Uhr/zdf.de) in Aalborg, dem ersten von zwei Länderspielen gegen Weltmeister Dänemark, werden die Augen wieder vor allem auf den hochveranlagten Spielmacher von den Rhein-Neckar Löwen gerichtet sein.
Der 22 Jahre alte Shootingstar Knorr, der als Hoffnungsträger einer ganzen Sportart gilt, empfindet den Rummel um seine Person allerdings nicht bloß als Ansporn, sondern auch als Bürde. »Ich bin nicht der Typ, der sich von einem Hype tragen lässt, der es cool findet, wenn alle schreiben, wie toll man ist«, sagte Knorr jüngst der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten«: »Das lässt mich eher noch mehr nachdenken.«
Die WM in Polen und Schweden, bei der der Rückraumspieler mit 53 Toren und 52 Assists zum besten Scorer des Turniers avancierte und als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet wurde, sei »physisch und psychisch« eine »extreme Belastung« gewesen, so Knorr: »Danach empfand ich eine Leere, ich war sehr müde und fing mir auch noch einen grippalen Infekt ein.«
Bundestrainer Alfred Gislason beobachtet den Trubel um seinen Taktgeber und Torjäger mit gemischten Gefühlen. »Er hat bei der WM gut gespielt, da kamen extrem viele Nachfragen. Da mussten wir es damals schon ein bisschen reduzieren. Jeder Sender wollte jeden Tag ein Interview mit Juri haben«, erzählte der Isländer im Vorfeld der Dänemark-Testspiele (zweite Partie am Sonntag in Hamburg). Es sei nicht nötig, Knorr künftig besonders zu schützen oder abzuschotten. »Wir müssen das sicherlich ein bisschen regulieren, aber er wird sich dran gewöhnen müssen. Wir haben in dieser Hinsicht keine speziellen Pläne vor«, so Gislason.
Der erfahrene DHB-Coach weiß natürlich, dass das Bohei um Knorr in den kommenden Monaten noch ganz andere Dimensionen annehmen dürfte. Spätestens bei der Heim-EM im Januar 2024, auf die beim Verband momentan fast alles ausgerichtet ist, wird Knorr wieder in aller Munde sein. Der Sohn des früheren Nationalspielers Thomas Knorr könnte, wenn er gesund und fit bleibt, DAS Gesicht des Turniers werden.
Sportlich scheint Knorr der ganze Hype um seine Person bislang nichts anzuhaben. Die Leistungen bei der WM sprechen für sich, und in der Bundesliga hat er mit den Löwen pünktlich zur Nationalmannschaftswoche sogar die Tabellenführung übernommen.