Klinsmann zieht nach Südkorea

(dpa). Der Fußball-Weltbürger Jürgen Klinsmann hat nun einen Job in Asien: Knapp drei Jahre nach dem krachend gescheiterten Abenteuer bei Bundesligist Hertha BSC übernimmt der frühere Bundestrainer den Chefposten bei der südkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft. Klinsmann soll den zweimaligen Asienmeister zur WM 2026 führen, die in seiner Wahlheimat USA sowie in Mexiko und Kanada stattfindet.
Entsprechend wurde Klinsmann vom südkoreanischen Fußballverband (KFA) mit einem Vertrag bis zum WM-Finale 2026 ausgestattet. Das wurde am Montag in Seoul bekannt. Über die finanziellen Modalitäten seines Vertrages wurden keine Angaben gemacht. Sein Debüt soll der gebürtige Schwabe, der die Nachfolge des Portugiesen Paulo Bento antritt, am 24. März im Länderspiel gegen Kolumbien geben.
»Ich bin sehr froh und geehrt, Chefcoach des koreanischen Nationalteams zu sein«, wurde Klinsmann vom Verband zitiert. Auch fühle er sich geehrt, in die Fußstapfen großer Trainer von Guus Hiddink bis Paulo Bento zu treten. Er werde sein Bestes geben, um bei der anstehenden Asien-Meisterschaft und bei der WM 2026 gute Resultate zu erzielen, sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler über seine Ziele.
Unter dem Niederländer Hiddink hatte Südkorea bei der mit Japan geteilten Heim-WM 2002 den vierten Platz belegt. Bei der vergangenen WM in Katar hatte Südkorea das Achtelfinale erreicht, als gegen Rekord-Weltmeister Brasilien Endstation war. Danach hatte Bento seinen Abschied verkündet. Für Klinsmann, der am Montag in südkoreanischen Medien als deutsche Fußball-Ikone beschrieben wurde, ist es der dritte Job als Nationaltrainer. Von 2004 bis 2006 hatte der Weltmeister von 1990 Deutschland betreut und das DFB-Team zum dritten Platz bei der Heim-WM geführt. Von Juli 2011 bis November 2016 war der inzwischen 58 Jahre alte Ex-Profi Nationalcoach der USA. Der DFB wünschte Klinsmann bereits via Twitter viel Erfolg.
Auf Vereinsebene arbeitete Klinsmann zuletzt bis Februar 2020 als Hertha-Trainer, was in einem großen Missverständnis geendet war. Dort war er wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Club-Führung nach nur drei Monaten zurückgetreten. Zuletzt war Klinsmann bei der WM in Katar für den Weltverband FIFA als Mitglied der Technischen Studiengruppe im Einsatz.
Als Trainer scheine Klinsmann nun die Absicht zu haben, ein erfolgreiches Comeback geben zu wollen, »indem er in seiner Funktion als Coach des koreanischen Fußball-Nationalteams bedeutsame Resultate produziert«, schrieb die auflagenstärkste südkoreanische Zeitung »Chosun Ilbo«. Als Fußballer habe Klinsmann einen ausgezeichneten Ruf gehabt.
Klinsmann werde in der nächsten Woche in der südkoreanischen Hauptstadt erwartet, sagte eine Sprecherin des KFA. Dann soll mit Klinsmann zusammen auch die Entscheidung über die Besetzung seines künftigen Assistenzteams getroffen werden. Anfang Januar beförderte der südkoreanische Verband bereits den 57-jährigen Michael Müller, der früher auch im Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gearbeitet hatte, zum Technischen Direktor.
Eine wichtige Rolle bei der Auswahl Klinsmanns habe seine Bereitschaft gespielt, während seiner künftigen Trainer-Tätigkeit auch in Südkorea wohnen zu wollen, berichtete die südkoreanische Zeitung »Ilgan Sports«. Der Wohnort sei das wichtigste Kriterium Müllers für die Trainerauswahl gewesen. Bento habe ebenfalls in Südkorea gewohnt und sich die Spiele der einheimischen K-League angeschaut, um neue Spieler für das Nationalteam zu entdecken und sie zu beobachten, hieß es.