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Keine Eintracht-Fans in Neapel

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Die reisefreudigen Anhänger von Eintracht Frankfurt werden vom Champions-League-Spiel in Neapel ausgeschlossen. © Imago Sportfotodienst GmbH

Das tut Eintracht Frankfurt richtig weh: Die Fans der Hessen werden vom Champions-League-Spiel in Neapel ausgeschlossen. Der Verein übt heftige Kritik am Erlass der italienischen Behörden.

Philipp Reschke, 50 Jahre alt, ist ein erfahrener Funktionär, seit mehr als zwei Jahrzehnten im Zeichen des Adlers unterwegs, inzwischen zum Vorstand des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt bestellt. Aus der Ruhe bringt den Juristen nichts. Außer vielleicht italienische Behörden. Die haben jetzt beschlossen, dass der Klub aus dem Hessischen zum Champions-League-Spiel am 15. März beim SSC Neapel ohne eigene Fans antreten muss. Ungeheuerlich, findet das Reschke, der von einem »erstmaligen und einmaligen« Vorgang spricht. Und schlussfolgert: »Es ist ein trauriger Tag für den europäischen Klubfußball.« So etwas gab es in der Geschichte noch nie.

Vor einer Woche ist das Vorstandsmitglied im Innenministerium in Rom vorstellig geworden, um die Sicht der Eintracht darzulegen. Den Verantwortlichen ist zuvor mitgeteilt worden, dass die Behörden sich außerstande sehen, für die Sicherheit der Gästefans zu sorgen. 2700 Tickets stehen der Eintracht zu, 2400 davon im Gästeblock. Das Ministerium begründete die drastische Maßnahme auch mit den Zwischenfällen rund um das Hinspiel in Frankfurt. »Dass das nicht völlig vorfallsfrei abgeht, war uns allen klar«, sagt Reschke, doch die Sicherheitslage habe sich in keiner Weise verändert. »Dass das Hochsicherheitsspiele sind, wussten alle am Tag der Auslosung. Die gibt es aber in Europa landauf, landab.«

Auch Kollege Axel Hellmann hat für die Sanktion kein Verständnis. Der Vorstandssprecher kritisiert in aller Schärfe: »Es ist ein schwerer und nicht hinnehmbarer Eingriff durch die italienischen Sicherheitsbehörden in die Durchführung und Kultur der europäischen Klubwettbewerbe«, sagte der kommissarische DFL-Geschäftsführer und fügte an: »Es gleicht einem Offenbarungseid des italienischen Staates, dass er sich nicht in der Lage sieht, ein mehrere Monate feststehendes Champions- League-Spiel mit 2500 Gästefans sicher durchzuführen. Es sei denn, dass andere Interessen hier eine Rolle gespielt haben.«

Auch Reschke sieht »den Weg bereitet für Entscheidungswillkür«. Will sagen: Nach welchen Parametern wird entschieden? Und: Welcher Gegner darf denn überhaupt noch Fans nach Neapel mitbringen? Die staatliche Einmischung sei höchst problematisch. »Möglicherweise ist hier die Büchse der Pandora geöffnet worden, die einen Dominoeffekt nach sich zieht«, sagt Reschke.

Und natürlich liegt auf der Hand, dass das Fanverbot ganz sicher kein Vorteil für die Frankfurter Mannschaft ist. Für Reschke ist daher ganz klar: »Das greift massiv in die Wettbewerbsstatik ein, die Integrität des Wettbewerbs wird dadurch gefährdet. Das ist eine neue Qualität.« Schwer genug wird es für die Eintracht sowieso, sie hat bereits das Hinspiel 0:2 verloren. Der Klub steht dem Ganzen ohnmächtig gegenüber. »Bis zum 15. März gibt es für uns keinen Hebel«, betont Reschke. Auch die UEFA sei machtlos. »Staatliches Recht steht über Verbandsrecht, und das Verbandsrecht sieht keine Konsequenzen gegen Neapel vor.«

Die Eintracht-Fans sind entrüstet. Ina Kobuschinski, die Vorsitzende des Fanclubverbands, fühlte sich »unsagbar traurig«. Das Verhalten des italienischen Staats sei »total inkompetent«, findet Kobuschinski. In den nächsten Tagen wird sie mit den Fluggesellschaften darüber verhandeln, zu welchen Bedingungen die Charterflüge nach Neapel storniert werden könnten. Zwei Maschinen hatte der Fanclubverband gebucht, die Fans hatten längst für ihre Tickets bezahlt. Insgesamt sollten sechs Chartermaschinen nach Süditalien fliegen - sie alle sind jetzt abgesagt.

Unterdessen herrscht in den Fanforen der Eintracht pure Fassungslosigkeit. Maximilian Klöckner, der in Frankfurt im Magistrat sitzt, schrieb: »Die einzige logische Konsequenz wäre ein Wettbewerbsausschluss für Napoli. Und die Eintracht sollte sich überlegen, ob sie einen solchen Eiertanz wirklich mitmacht.« Auch andere Fans forderten die Eintracht auf, zu dem Spiel nicht anzutreten. Dazu wird es nicht kommen. Reschke stellte aber klar, dass der Verein das Spiel nur noch auf kleiner Flamme angehen wird. »Wir canceln alles, was an diplomatischem Defilee dazugehört, wird machen keine gute Miene zum nicht so guten Spiel«, bekräftigt Reschke, der Fans eindringlich davon abrät, doch nach Neapel zu reisen.

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