Husarenritt zu WM-Silber

(sid). Katharina Hennig floh nach der Siegerehrung vor der Sektdusche, Pia Fink verlangte »Pizza und Wein« - und Peter Schlickenrieder war einfach nur stolz. »WM-Silber glänzt wie Gold«, sagte der Skilanglauf-Bundestrainer nach dem Sturm auf Platz zwei seiner Frauen-Staffel in Planica, der das so ersehnte Ende eine zwölfjährigen Durststrecke markierte.
»Das heute war ein ganz entscheidender Meilenstein«, so Schlickenrieder.
Laura Gimmler, Hennig, Fink und Schlussläuferin Victoria Carl mussten sich nach einem beherzten Rennen über 4x 5 Kilometer einzig den Titelverteidigerinnen aus Norwegen geschlagen geben. Vor allem aber bestätigte das DSV-Quartett die Silbermedaille von Olympia 2022 und zementierte den Platz in der Weltspitze. »Ich bin sehr stolz. Das einmal zu schaffen, ist eine Sache - das zu bestätigen eine andere«, sagte Hennig.
Zwölf Jahre lang hatte der deutsche Skilanglauf auf eine WM-Medaille warten müssen, nun platzte endlich der Knoten. »Das ist der Lohn für die ganze Arbeit, den ganzen Stress, den ganzen Aufwand«, sagte Schlickenrieder: »Fast jedes Mädel hat jetzt eine Medaille. Und die anderen, die noch keine haben, werden die nächsten Jahre zuschlagen. Das Team marschiert richtig nach vorne.«
In Peking hatten noch Katherine Sauerbrey und Sofie Krehl zum Silber-Team gehört, nun brachte Schlickenrieder Gimmler und Fink - und erntete wieder Silber. Vor allem Fink, die auf dem dritten Teilstück die schwedische WM-Zweite Frida Karlsson stehen ließ, überragte. »Ich kann es noch immer nicht so ganz glauben«, sagte die 27-Jährige und kündigte an, mit »Pizza und Wein« feiern zu wollen.
Mit schwarz-rot-goldenen Bändern im Haar war das deutsche Team ins Rennen gegangen, hielt sich zunächst glänzend in einer vierköpfigen Spitzengruppe, ehe Fink die Konkurrenz abhängte - nur Norwegen war zu stark. »Mich hat sehr motiviert, dass die anderen so stark gelaufen sind«, sagte Carl, die Silber ins Ziel brachte und dort bereits von ihren jubelnden Kolleginnen empfangen wurde.
Eine deutsche Frauen-Staffel war sogar letztmals 2009 auf das WM-Podest gelaufen. »Ich freue mich riesig, weil hier etwas zusammenwächst«, sagte Schlickenrieder. Der Medaillengewinn sei »eine große Leistung, die Erwartungshaltung nimmt zu. Das muss man erstmal verkraften.« Als i-Tüpfelchen bedeutete Silber die elfte deutsche Medaille in Slowenien, damit stellte der DSV den WM-Rekord aus dem Jahr 2017 ein. Für Hennig und Co. ging es noch am Abend zur Medaillenübergabe nach Kranjska Gora, eine kleine Feier war ebenfalls geplant. »Es wird auf jeden Fall angestoßen, die Liebsten werden umarmt und die Freude rausgelassen«, sagte Hennig, die sich auch am Samstag über die 30 km etwas ausrechnet. Allzu ausgelassen sollte die Party daher nicht werden: »Die WM ist ja noch nicht vorbei.«
Quartett dabei
Angeführt von Karl Geiger haben alle vier deutschen Skispringer die Qualifikation für den WM-Wettkampf von der Großschanze geschafft. Der Oberstdorfer, der bei der WM bereits Bronze von der Normalschanze gewonnen hat, landete beim Vorausscheid im slowenischen Planica als bester Starter des Deutschen Skiverbands (DSV) bei 131,0 m und belegte den siebten Rang. Den Quali-Sieg sicherte sich der Slowene Timi Zajc (136,0) vor Dawid Kubacki (131,5) und Kamil Stoch (beide Polen/136,0).
Geiger sprang als einziger unter die besten Zehn. Andreas Wellinger wurde mit 128,0 m Zwölfter. Markus Eisenbichler (Siegsdorf/132,0) und Constantin Schmid (Oberaudorf/131,0) landeten auf den Plätzen 18 und 19. Sowohl Geiger als auch Wellinger können am Freitag (17.30 Uhr/ARD und Eurosport) bei ihrem dritten Start in Slowenien ihre dritte Medaille holen. Neben ihren Einzelerfolgen hatten sie gemeinsam mit Selina Freitag (Aue) und Katharina Althaus (Oberstdorf) Gold im Mixed-Wettbewerb gewonnen.