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Jupp hin, Heynckes her, die Liga pendelt sich ein. München zu stark, um nicht Meister zu werden, Dortmund zu unstet und abwehranfällig, um dies zu verhindern, Leipzig, dritte Kraft aus der Retorte, steckt als Homunkulus (= »Menschlein«) noch im embryonalen Stadium, und der Rest der Liga beweist sowohl seine nationale Ausgeglichenheit als auch deren internationale Schwächephase.

Von GW

Jupp hin, Heynckes her, die Liga pendelt sich ein. München zu stark, um nicht Meister zu werden, Dortmund zu unstet und abwehranfällig, um dies zu verhindern, Leipzig, dritte Kraft aus der Retorte, steckt als Homunkulus (= »Menschlein«) noch im embryonalen Stadium, und der Rest der Liga beweist sowohl seine nationale Ausgeglichenheit als auch deren internationale Schwächephase.

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Frankfurt und Augsburg, zum Beispiel, stützen die These einer fußballspeziellen Relativitätstheorie. Ihre Plätze im vorderen Teil der Liga sind in der Relation zu ihrem Potenzial aller Ehren wert, ihre Leistungen in Relation zu internationalem Anspruch aber, nun ja. Dennoch genießen wir Hessen natürlich den Blick auf die Tabelle, so wie Fußball-Deutschland auch das »Topspiel« zwischen BVB und RB als »hochklassig« (FAS und andere) hochlobt, weil »spannend und spektakulär«. Aber, liewe Leut’, das ist doch kein Kriterium für Spitzenklasse! Auch ein Drittligaspiel kann spannend und spektakulär sein. Spitzenklasse ist, wenn man nicht 1:3 gegen Tottenham verliert, sondern 3:1 gewinnt. Oder 3:0 gegen Paris.

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»Fußball wird vorwärts gespielt und rückwärts verstanden.« Prima Satz der famosen Jessica Kastrop bei Sky. Die Beste seit Monica Lierhaus (was macht sie eigentlich?). Kastrop fügt an, dies sei ein alter Spruch. Ach was?! Mir neu. Da bringt ein Satz fast alles auf den Punkt, was ich bisher lang und breit über die »Experten« geschrieben habe, und dieser Satz ist zudem steinalt. Wieder einmal Anlass, die eigene Leistung in Relation zu ihrem gewollten Anspruch zu stellen – und fortan über »Experten« zu schweigen. Alles ist gesagt.

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Auch Wörter wie »famos« und »fortan« sollte vermeiden, wer nicht in eine verstaubte Schublade gesteckt werden möchte. Wer drinsteckt, hat aber den Vorteil, mangels »Followern« keinen Shitstorm zu verursachen, sondern höchstens ein Staubwölkchen, wenn er über Triathlon lästert, den Topsport unserer Zeit. Stauben wir los: In der letzten »Ohne weitere Worte«-Kolumne habe ich mit Bedacht einen Satz des Triathleten Jan Frodeno zitiert, im Hinterkopf den Vorsatz, ihn im wahrscheinlichen Fall der Fälle heute mit weiteren Worten zu wiederholen: »Für mich bedeutet ein zweiter Platz Niederlage, Demütigung, Versagen. Ich fahre nur dahin, um das Rennen zu gewinnen.« – Ein Deutscher gewinnt, aber nicht Frodeno, der über eine Stunde später ins Ziel kommt. Entleibt er sich nun?

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Wem ein zweiter Platz Niederlage, Demütigung und Versagen ist, der klingt verdächtig nach Lance Armstrongs unsäglichem »Verlieren ist wie sterben.« In diesem bösen Satz steckte bei Armstrong auch eine finstere Logik, aber die wollen wir Frodeno nicht unterstellen.

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Triathlon wurde von ein paar Freaks in einer Kneipe erfunden, also in einer echten Schnapslaune, ist mittlerweile aber eine echt deutsche Sportart (Achtung, es folgt ironische Polemik; auch solche Warnhinweise gehören zur neuen, ironieresistenten Zeit): Keine filigrane Technik nötig, kein begnadetes Talent, kein überdurchschnittliches Bewegungsgeschick, sondern »nur« sportliche Sekundärtugenden wie Fleiß, Disziplin, Trainingsausdauer und vor allem das Überwinden des legendären »Schweinehunds«. Schnell wie Leder, zäh wie ein Windhund ... oder so. – Schon staubt’s gewaltig. Liebe Triathleten, nicht böse sein, habt Erbarmen mit Banausen!

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Zu guter Letzt eine frohe Kunde für Studenten: Habt keine Angst vor Bachelor-Prüfungen! Ist halb so schlimm, weiß Marek Rybinski und verrät im FAS- Interview den Ablauf einer Prüfung: »Im Hauptteil, in der ersten halben Stunde« werden Fragen gestellt«. Zum Lebenslauf, denn der ist praktischerweise Prüfungs-Thema, darin sind wir fit. Der zweite Teil ist »dann sehr angenehm und nett«, denn ihr müsst nur Autogramme geben und für ein paar Selfies posieren. Dass die Prüfer das Nationaltrikot anhaben, ist aber »eine Ausnahme, denn normalerweise machen wir so etwas nicht«. Haken an der Sache: Wer von Rybinski geprüft werden will, muss in Warschau antanzen und Robert Lewandowski heißen. (gw)

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(www.anstoss-gw.de mit gw-Blog »Sport, Gott & die Welt« / Mail: gw@anstoss-gw.de)

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