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»Hexenjagd« oder Betrug?

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Magnus Carlsen © DPA Deutsche Presseagentur

(sid). Irgendwann schaltete sich auch Elon Musk in dieses Schachdrama ein, aber da spekulierte das Internet bereits über vibrierendes Sexspielzeug, mit dessen Hilfe man Partien gewinnt. Auch der Milliardär erfreut sich an dieser Theorie. Im Kern geht es um einen großen Schach-Skandal. Im Zentrum: Superstar Magnus Carlsen und ein junger Herausforderer, der Amerikaner Hans Niemann (19).

Am Montag ging diese Fehde in die nächste Runde: Bei einem Online-Turnier trafen beide aufeinander - bereits nach einem Zug beendete Carlsen das Spiel kommentarlos, wohl aus Protest. Die Internationale Meisterin Jovanka Houska beschuldigte Carlsen, eine »Hexenjagd« zu provozieren.

Begonnen hatte alles Anfang September mit einer der seltenen Niederlagen des Weltmeisters aus Norwegen - in St. Louis gegen Niemann. »Es muss peinlich für den Weltmeister sein, gegen einen Idioten wie mich zu verlieren«, sagte Niemann. Wenig später zog Carlsen sich aus dem Turnier zurück. Via Twitter verkündete er dies und stellte dazu lediglich das kurze Video eines Interviews mit dem Fußballtrainer Jose Mourinho: »Ich ziehe es vor, nichts zu sagen. Wenn ich etwas sage, gerate ich in große Schwierigkeiten, und ich möchte nicht in große Schwierigkeiten geraten.«

Das Wort Betrug nahm Carlsen bis heute nicht öffentlich in den Mund, geredet wird aber viel über Niemann. Er hatte im Alter von 16 Jahren bei virtuellen Turnieren betrogen und gibt dies auch zu. Es liegen aber keine Anhaltspunkte auf ein Vergehen Niemanns in St. Louis vor. Hier übernahm allerdings die internationale Schach-Community. Eric Hansen etwa, Großmeister aus Kanada, sprach über die Möglichkeit, mithilfe von Analkugeln Vibrationssignale zu empfangen, um die nächsten Züge zu planen - das Thema entwickelte dann eine Eigendynamik. Musk wandelte via Twitter amüsiert ein Zitat des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer ab: »Das Talent trifft ein Ziel, das niemand sonst treffen kann. Das Genie trifft ein Ziel, das niemand sonst sehen kann (weil es in deinem Hintern steckt).«

Er löschte den Tweet später, Niemann ist aber längst gezwungen, sich zu verteidigen. »Wenn ich mich komplett nackt ausziehen soll, dann tue ich das«, sagte er zuletzt. Das Online-Turnier übrigens läuft noch bis zum Ende der Woche. Carlsen und Niemann nehmen weiterhin teil. FOTO: DPA

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