Hasebe überlegt noch

Einst der FC Liverpool und der FC Chelsea, im vergangenen Herbst Atletico Madrid und Inter Mailand, im Januar die AS Roma und Manchester United - namhafte Interessenten an seiner Person hatte Houssem Aouar in der Vergangenheit allemal. Doch gewechselt ist der 24-jährige Mittelfeldmann in seiner Karriere noch nie, steht weiterhin bei seinem Jugendverein Olympique Lyon in seiner Geburtsstadt unter Vertrag - jedenfalls bis Saisonende.
Dann nämlich wird das Kapitel Lyon für den Spielmacher enden und er ablösefrei den Verein wechseln.
Das Besondere daran: Womöglich wird nicht etwa ein Klub des europäischen Fußball-Hochadels das Rennen um den Franzosen mit algerischen Wurzeln machen, sondern der aktuelle Bundesliga-Sechste Eintracht Frankfurt. Andererseits: Wer ist noch mal amtierender Europa-League-Sieger? Wie dem auch sei: Aouar gilt bei den Eintracht-Bossen als Wunschspieler für die Nachfolge von Daichi Kamada. Der Kontakt zum Kreativspieler, der vor zwei, drei Jahren als kommender Superstar galt, Marktwert 80 Millionen Euro (Frühjahr 2020), besteht seit Längerem. Mit dem Spieler sind sich die Frankfurter grundsätzlich einig, den Medizincheck hat er bestanden, im Hintergrund aber ruckelt und zuckelt es ein wenig, ganz dingfest ist der Deal nicht, wenngleich die Frankfurter Verantwortlichen optimistisch sind, ihn hinzubekommen.
Die Planungen der Eintracht für die kommende Runde sind also in vollem Gange, logisch, wird auch manch aktuelle Stammkraft den Klub im Sommer verlassen. Während Aouar im Mittelfeld eine zentrale Rolle einnehmen soll, falls der Transfer denn gelingt, ist die wahrscheinliche Verpflichtung von Omar Marmoush in eine andere Kategorie einzuordnen. Der Offensiv-Allrounder, 24, ägyptischer Nationalspieler, im Sommer ablösefrei und derzeit angestellt beim nächsten Frankfurter Gegner, dem VfL Wolfsburg, soll den Kader eher in der Breite denn in der Spitze verstärken. Marmoush ist schnell, technisch versiert, der endgültige Durchbruch gelang ihm aber bisher nicht. Hauptgrund: mangelnde Torgefahr (sechs Treffer in 50 Einsätzen für Wolfsburg und Stuttgart).
Ungefährlich vor des Gegners Tor ist auch ein anderer, einer, den viele dennoch gerne kommende Saison im Eintracht-Dress sehen würden: Makoto Hasebe. Doch ehe weißer Rauch aufsteigen kann, wird der Familienrat der Hasebes erst tagen müssen im Sachsenhäuser Heim. »Ein letztes Gespräch« sei auf alle Fälle nötig, sagte der 39-Jährige, erst dann könne er verkünden, wie es mit ihm und der Karriere weitergehen wird. Oder nicht. Schließlich, so Hasebe, »müsste ich schon noch mal überlegen, wenn meine Tochter Nein sagt.« Er geht, das wird beim Blick in das grinsende Gesicht des Japaners recht deutlich, eher nicht von einem Veto seiner Fünfjährigen aus. Einem weiteren Jahr in der Bundesliga, dem 16. seiner Laufbahn, steht offensichtlich kaum etwas im Wege.
Hasebe ist noch immer eine Konstante im Eintracht-Spiel. Wenn die Hessen am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) bei Hasebes Ex-Klub in Wolfsburg antreten, seiner ersten Station in Deutschland inklusive Meistertitel 2009, spricht viel dafür, dass er die Abwehr anleiten wird. Im Training jedenfalls übte er an der Seite der Stammkräfte Tuta und Evan Ndicka. DANIEL SCHMITT