Große Emotionen bei Djokovic

(sid). Novak Djokovic kletterte jubelnd in seine Box und brach dann überwältigt zusammen. Fast eine Minute lag der serbische Volkshand auf dem Boden und weinte hemmungslos. Ein Jahr nach seiner Ausweisung ist der Tennis-Superstar mit einer Meisterleistung zurück auf den Thron der Australian Open gestürmt. Der 35-Jährige bezwang im Finale des Grand-Slam-Turniers den elf Jahre jüngeren Griechen Stefanos Tsitsipas mit 6:
3, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5).
»Dieses Turnier war eine der größten Herausforderungen in meinem Leben, wenn man die Umstände bedenkt«, sagte Djokovic, nachdem er um 23.05 Uhr Ortszeit den Norman Brookes Challenge Cup in die Höhe gestemmt hatte: »Es ist mein wahrscheinlich größter Sieg. Ich bin emotional zusammengebrochen, als ich meine Mutter und meinen Bruder umarmt habe.« Djokovic schloss mit seinem insgesamt 22. Major-Triumph zu Rafael Nadal auf, der bislang alleiniger Rekordchampion war. In Melbourne gelang ihm im zehnten Finale der zehnte Triumph und der Sprung zurück an die Spitze der Weltrangliste - danach fiel eine riesengroße Last ab.
»Er ist der Größte, der je einen Tennisschläger in der Hand gehalten hat, ganz sicher«, sagte der schwer enttäuschte Tsitsipas, der schon 2021 im Finale der French Open den ersten Grand-Slam-Sieg für Griechenland verpasst hatte.
Das Finale bot den rund 15 000 Zuschauern ein sportliches Spektakel, wie es tags zuvor im Frauenfinale auch Turniersiegerin Aryna Sabalenka bei ihrem 4:6, 6:3, 6:4 gegen die starke Wimbledonsiegerin Jelena Rybakina gelungen war. »Ich fühle mich immer noch wie auf einem anderen Planeten«, sagte die als neutrale Athletin angetretene Belarussin am Tag danach.
Djokovic und Tsitsipas wollten sich einen grandiosen Abend bereiten. Auch vor der Arena fieberten Tausende Fans mit, die Djokovic-Fans waren in der Überzahl. Das erste Jahreshighlight im Tennis-Kalender war für ihren Helden von Beginn an mit enormen Unruhen verbunden. Den Star aus Belgrad bewegte zunächst die Rückkehr nach Australien, dann diskutierte die Tennis-Welt über seinen angeschlagenen Oberschenkel. Und zuletzt wurde auch noch sein Vater Srdjan von pro-russischen Personen für Bilder »missbraucht«, wie Djokovic es ausdrückte. Zum großen Finale hätte Djokovic Senior in die Box zurückkehren können, der Platz neben seiner Frau Dijana Djokovic blieb aber leer.