Gold ist nicht alles
Markus Eisenbichler und Eric Frenzel sind die deutschen Stars der WM in Seefeld. Der Bayer und der Sachse scheinen auf den ersten Blick so unterschiedlich – und haben doch soviel gemein.
Als Markus Eisenbichler nach seinem zweiten WM-Gold in der Krachledernen samt Teamkollegen ins Deutsche Haus zu Seefeld einmarschierte und nach einem Bier verlangte, genoss Eric Frenzel mit der Familie im Teamhotel gemütlich seinen neuerlichen Gold-Coup. Der Doppelweltmeister im Skispringen und der Doppelweltmeister der Kombinierer lebten ihre Freude ganz unterschiedlich aus, doch in einem waren sie einig: Bei der rauschenden Nordischen WM in Tirol ist ihr Erfolgshunger noch lange nicht gestillt.
»Dass es hier so sensationell funktioniert, hätte ich mir nicht erträumt. Aber wir haben hier noch etwas vor, auf der kleinen Schanze greifen wir wieder an«, sagte Eisenbichler. Nach einem Wochenende wie aus dem Märchenbuch – am Samstag Gold für Eisenbichler im Einzel von der Großschanze, am Sonntag der überlegene Sieg im Teamwettkampf – gab Bundestrainer Werner Schuster seinen springenden Angestellten frei, schließlich steht erst Donnerstag die Qualifikation zum zweiten Einzelwettbewerb an.
In seiner augenblicklichen Gala-Form gehört Eisenbichler auch dort zu den Topfavoriten, auch im Mixed am Samstag ist Gold greifbar. Vier Titel bei einer WM hat noch kein Skispringer gewonnen, drei Goldmedaillen schafften nur die Österreicher Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern 2011 in Oslo. So weit denkt Eisenbichler noch nicht. »Ich konzentriere mich einfach auf meine Sache, will meine Sprünge sauber runterbringen. Und dann schaun mer mal«, sagte der 27-Jährige.
Dennoch hat er durchaus die Chance, zum erfolgreichsten Athleten der WM zu werden. Viermal Gold haben ansonsten nur die norwegischen Langlauf-Asse Johannes Hösflot Kläbo und Therese Johaug im Visier – und eben Teamkollege Frenzel. »Ich denke aber, dass man so etwas nicht planen kann. Ich will einfach den Schwung mitnehmen«, sagte der Sachse.
Einen Tag nach seinem kräftezehrenden Sieg mit Fabian Rießle im Teamsprint, dem insgesamt siebten WM-Titel Frenzels, war der 30-Jährige schon wieder im Einsatz, bestritt drei Trainingsdurchgänge auf der Seefelder Toni-Seelos-Schanze – auch mit viel Luft bis zum dritten Wettkampf der Kombinierer am Donnerstag will Perfektionist Frenzel nichts dem Zufall überlassen.
Nicht nur in dieser Hinsicht sind die beiden deutschen Ausnahme-Wintersportler Frenzel und Eisenbichler aus dem gleichen Holz geschnitzt, auch wenn sie auf den ersten Blick so unterschiedlich scheinen. Der introvertierte und sachliche »Effe«, die Stimmungskanone »Eisei«, beide sind Profis sondergleichen. Allerdings zwei, die den Sport als zentralen, nicht aber ausschließlichen Bestandteil ihres Lebens ansehen.
»Es gibt einfach wichtigere Sachen als sportlichen Erfolg«, sagte Eisenbichler: »Gesundheit ist für mich sehr wichtig, Familie ist sehr wichtig, Heimat ist für mich extrem wichtig.« Er findet Halt in seiner bayrischen Identität, bei seiner Partnerin Andrea. Bei Frenzel sind es Ehefrau Laura, die drei Kinder sowie seine Wahlheimat Flossenbürg als Rückzugsort. »Die Landschaft und die Leute sind ähnlich dem Erzgebirge, die Menschen geben mir das Gefühl, einer von ihnen zu sein«, sagte Frenzel. Und das ist mindestens soviel wert wie vier Goldmedaillen.