Glasner hält an Borré fest

Europa steht auf dem Spiel, wenn heute die Frankfurter Eintracht in Leverkusen anzutreten hat. Die Gastgeber rangieren nur einen Punkt hinter den Hessen in der Tabelle.
Dass sich mit diesem überzeugend herausgespielten 2:0 gegen Union Berlin nicht plötzlich alle Probleme der Frankfurter Eintracht in Luft aufgelöst haben, lässt sich an einer Personalie gut ausmachen. Rafael Borré nämlich, der Ewigfleißige, ist immer noch ein torloser Stürmer. Egal, was der Kolumbianer macht, egal, wie oft er auf den Kasten des Gegners schießt, mal halbherzig, mal dolle, mal ungenau, mal zu genau. Und wenn er die Kugel dann doch ausnahmsweise im Netz versenkt, dann eben aus haarscharfer Abseitsposition. Verflixt und zugenäht.
Dieser Rafael Borré also sucht weiterhin nach dem persönlichen Erfolgserlebnis und ruft deswegen seinen Trainer als Daueraufbauhelfer auf den Plan. »Wenn sich einer bemüht wie Rafa«, sagte Oliver Glasner während der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Bayer Leverkusen, »dann bekommt er alles Vertrauen von uns. So lange er so viel Herzblut gibt für die Mannschaft, hat er unsere volle Unterstützung.« Rafael Borré wird unterm Bayer-Kreuz einen neuen Anlauf unternehmen, seine Torflaute zu beenden, und dies auch von Spielbeginn an dürfen. In 38 Pflichteinsätzen hat der Stürmer mickrige drei Törchen erzielt. Fernab dieses persönlichen Schicksals des Angreifers ist deutlich zu spüren, dass der Dienstagabend, der souveräne Halbfinaleinzug im DFB-Pokal, die Stimmung zum Positiven gedreht hat bei der Eintracht im Allgemeinen und ihrem Coach im Speziellen. Das noch vor Wochenfrist angekratzte Nervenkostüm des Österreichers ist weitgehend wieder hergestellt, die Laune bei Oliver Glasner deutlich verbessert.
»Sehr erleichtert« sei man gewesen. Pünktlich zum nahenden Frühlingserwachen sprieße nun das »Ergebnispflänzchen« wieder zart empor, sagte der Trainer, der seiner Mannschaft ja unabhängig von schnöden Spielausgängen bereits zuvor einen »spielerischen Aufwärtstrend« bescheinigt hatte. »Der Hauptunterschied gegen Union war, dass wir wieder eine hohe Effizienz hatten.«
Eine solche werden die Hessen gewiss auch in Leverkusen benötigen, wollen sie einen oder sogar drei Zähler mitnehmen. Seit Jahren nämlich wird die Eintracht in Leverkusen vom Gegner überrannt, ja kräftig plattgetrampelt. Acht Niederlagen in den letzten acht Pflichtspielen kassierten die Frankfurter in der Leverkusener Arena, bei erstaunlich schlechten 4:29 Toren.
Vergangenheit sei Vergangenheit, entgegnete Glasner, diese Statistiken interessierten ihn so gar nicht mehr. Olle Kamellen. Stattdessen: »Wir wollen jetzt einfach bis Saisonende eine hohe Konstanz auf den Platz bekommen.«
In Bayer Leverkusen wartet eine Mannschaft in Topform auf die Eintracht. Sechs Pflichtspiele ist das Team von Trainer Xabi Alonso nun schon unbesiegt, in der Tabelle dadurch bis auf einen Zähler an den Sechsten aus dem Hessischen herangerückt. Mit Blick auf die Europapokalränge hat das direkte Aufeinandertreffen eine besonders wichtige Bedeutung.
»Ich hatte sie vor der Saison ja neben Leipzig als Bayern-Jäger Nummer eins benannt«, zeigte sich Glasner wenig überrascht vom Formanstieg des Kontrahenten. Nach dessen schwachem Saisonstart, unter anderem einer 1:5-Abreibung in Frankfurt, habe sich das Leverkusener Konstrukt mittlerweile total gefestigt. »Das ist eine richtig gute Mannschaft.«
Es brauche, so Glasner, vor allem eine passende Absicherung, um die schnellen Tempogegenstöße der Hausherren auszubremsen, zudem dürfe sich seine Mannschaft nicht ergötzen am eigenen Ballbesitz an der Mittellinie und die Gastgeber dort mit möglichen Ballverlusten zum Kontern einladen. »Wir müssen die Räume eng halten und ihnen hinter unserer Abwehrkette wenige lassen.«