Furiose Finnen

(dpa). Selbst Ministerpräsidentin Sanna Marin trug als Zuschauerin in der WM-Arena das blau-weiße Eishockey-Trikot. Bundestrainer Toni Söderholm war als Fan zu Hause beeindruckt vom packenden Triumph seines Heimatlandes. Emotionaler als mit dem 4:3 nach Verlängerung gegen Rekordchampion Kanada hätte das vierte WM-Gold für Finnlands Eishockey-Kollektiv nicht sein können.
»Wenn Finnland in einem Jahr Olympia und die Weltmeisterschaft gewinnt, muss man den Hut ziehen. Es ist unglaublich«, sagte Söderholm am Montag.
Trotz nur 5,5 Millionen Einwohnern hat sich Finnland zum Nonplusultra im Welt-Eishockey entwickelt. »Im Großen und Ganzen haben sie 2019 mit einer von den Namen her schlechteren Mannschaft die Weltmeisterschaft gewonnen. Dass sie da gewonnen haben, hat einen Riesenpush gegeben«, sagte Söderholm. Für seine deutsche Mannschaft war die WM im Viertelfinale gegen Tschechien zu Ende gegangen (1:4). Als einen wichtigen Faktor für den Erfolg hob Söderholm die Zusammenarbeit im finnischen Eishockey hervor: »Es gibt diese Aussage vom Verband, dass du, egal in welche Halle du gehst, die gleichen Sachen trainiert werden«, sagte der 44-Jährige.
Spektakulär verlief das Finale vor 11 486 Zuschauern am Sonntagabend in Tampere. Bis 132 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit hatten sich die Gastgeber schon wie Heim-Weltmeister gefühlt, ehe zwei späte Tore des 27-maligen Weltmeisters Kanada noch einmal Zweifel aufkommen ließen. Als Sakari Manninen dann in der siebten Minute der Verlängerung das Siegtor schoss, gab es kein Halten mehr. »Die Goldmedaille in der eigenen Arena am Hals zu tragen, ist das beste Gefühl überhaupt«, sagte Manninen. Er, der zweifache Final-Torschütze Mikael Granlund, Nationalcoach Jukka Jalonen und Kapitän Valterri Filppula dürfen sich nun als Nationalhelden fühlen. Zum ersten Mal gewannen die Finnen eine WM-Medaille daheim und können 2023 nachlegen. Gemeinsam mit der lettischen Hauptstadt Riga ist Tampere wieder Austragungsort. Auch Deutschland wird in der Vorrunde in Tampere voraussichtlich auf den Weltmeister treffen.