Franziska ist Saarbrückens Held

Tischtennis-Nationalspieler Patrick Franziska wehrt im Champions-League-Finale gegen Borussia Düsseldorf zweimal Matchbälle ab und führt Saarbrücken zum Titel im »Golden Match«.
Tief in der Nacht schlich Andreas Preuß völlig niedergeschlagen aus der eigenen Halle. Noch immer fragte sich der Düsseldorfer Meistermacher: Wie konnte das nur passieren? Wie konnte seine Borussia den sicher geglaubten Titel in der Tischtennis-Champions-League noch aus der Hand geben?
Mitten in der Nacht verließ auch Patrick Franziska den ARAG CenterCourt, auf dem sich Bemerkenswertes zugetragen hatte. Völlig euphorisiert - und noch immer etwas ungläubig: Franziska und der 1. FC Saarbrücken lagen mehrfach zurück, beinahe aussichtslos gegen das Düsseldorfer Imperium - und holten doch die Trophäe.
»Meisterschaft und Pokal haben wir schon gewonnen, aber im Hin- und Rückspiel der Champions League gegen Düsseldorf zu gewinnen - und das Rückspiel sogar noch in Düsseldorf - ist etwas ganz Großes für den gesamten Verein«, sagte Franziska. Der Nationalspieler verkörperte das »Wunder von Düsseldorf«, der 30-Jährige gebürtige Bensheimer machte die Sensation möglich.
Das Hinspiel hatte die Borussia 3:2 im Saarland gewonnen, und auch ohne den verletzten Ausnahmespieler Timo Boll standen die Zeichen auf Sieg. Der siebte Champions-League-Erfolg, der 13. im europäischen Topwettbewerb insgesamt, sollte vor 1100 heimischen Fans Formsache sein. Nach viereinhalb Stunden jubelte jedoch Saarbrücken.
Dank Franziska. Zwei Siege und einen Satz im alles entscheidenden »Golden Match« steuerte der Nationalspieler zum Erfolg bei. Gegen Europameister Dang Qiu und den Schweden Anton Källberg war er jeweils nur einen Punkt von der Niederlage entfernt, wehrte die Matchbälle jedoch ab und rang seine Konkurrenten nieder.
Im sogenannten Golden Match, das erstmals überhaupt in einem Champions-League-Finale zur Anwendung kam, hatten die Gäste mit 2:1-Satzgewinnen den Titel perfekt gemacht. Die Verlängerungspremiere war nötig geworden, weil Saarbrücken zuvor das Rückspiel in Düsseldorf mit 3:2 gewonnen hatte und es damit nach der Hinspiel-Niederlage (2:3) zum Ausgleich (5:5) gekommen war. »Der Knackpunkt heute waren die Matchbälle, die wir hatten. Wenn einer davon auf den Tisch gegangen wäre, dann ständen wir jetzt anders hier. Es war ein total enges Spiel«, resümierte Düsseldorfs Trainer Danny Heister.
Der Slowene Darko Jorgic, der den dritten Punkt für Saarbrücken holte und das entscheidende Duell gegen Kay Stumper gewann, feierte seinen »Kapitän«: »Er kämpft für uns, und er hat seine Spiele für uns nach Hause geholt«, lobte Jorgic. »Dadurch fühlten wir uns sicherer und haben die entscheidenden Punkte machen können.«
Düsseldorfs Manager Preuß war noch immer konsterniert. »Das wird einige Tage dauern, um das zu verarbeiten«, sagte er, gestand aber auch ein: »Saarbrücken hat stark gespielt und sich nie aufgegeben.« Dafür stand der Held der Nacht: Patrick Franziska.