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Leverkusens Moussa Diaby (vorn) einmal mehr schneller als Herthas Marc-Oliver Kempf. © DPA Deutsche Presseagentur

Nur ein Sieg in den vergangenen fünf Pflichtspielen: Eintracht Frankfurt ist im Rennen um die Champions-League-Plätze aus dem Tritt geraten. Auch in Wolfsburg reicht es nur zu einem 2:2.

(sid). Bruno Labbadia konnte sich immerhin mit dem Blick auf die Gemengelage im Tabellenkeller trösten. »Es ist erst mal gut, dass so viele Mannschaften dabei sind«, sagte der Trainer des VfB Stuttgart nach dem 1:2 (0:1) gegen Bayern München: »Wir haben gesagt, unser Ziel ist es, drei Mannschaften hinter uns zu lassen - die Chance ist da, definitiv.«

Tatsächlich haben nach dem 23. Spieltag vier Teams fast die gleiche Chance auf den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga. Den VfL Bochum, Schalke 04, die TSG Hoffenheim und den VfB trennt nur die Tordifferenz. Vier Klubs mit der identischen Punktzahl (19) gab es zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie. Mit Blick auf die kommenden Wochen verspricht die Ausgangslage einen nervenaufreibenden Abstiegskampf.

Die »Schuld« daran trägt vor allem Schalke. Durch den Sieg in Bochum (2:0) haben die vor Wochen noch abgeschlagenen Königsblauen sogar die Rote Laterne an den VfL abgegeben. Sechs Partien in Folge ist S04 mittlerweile ungeschlagen, erstmals seit Ende Oktober sind die Gelsenkirchener nicht mehr das Schlusslicht. Für Torschütze Marius Bülter ist vor dem Derby gegen Borussia Dortmund am kommenden Samstag klar: »Wir sind wieder voll drin - und das tut gut.« Ganz anders stellt sich die Stimmungslage bei den Bochumern dar, die nach der fünften Pflichtspielpleite in Folge erstmals seit viereinhalb Monaten wieder ganz unten stehen.

Die Hoffenheimer Fans ließen ihrem Frust (»Wir haben die Schnauze voll«) nach der Niederlage beim FSV Mainz 05 (0:1) freien Lauf. Minutenlang versuchten Torhüter Oliver Baumann und Offensivspieler Christoph Baumgartner, die Anhänger zu beruhigen. »Wenn die Fans sagen, Mainz wollte es mehr, dann wird schon etwas dran sein«, gab Baumgartner danach deprimiert zu Protokoll.

Tatsächlich befinden sich die Kraichgauer im freien Fall Richtung 2. Bundesliga. Die TSG wartet seit mittlerweile 14 Pflichtspielen auf einen Sieg.

(dpa). Die letzten Minuten des Spiels verfolgte Sandro Schwarz fast ohne Regung. Die Arme vor der Brust verschränkt, schaute der Trainer mit starrer Miene auf das Spielfeld und sah, wie sich Hertha BSC auswärts mal wieder in sein Schicksal ergab. »Das war heute ein gebrauchter Tag«, sagte Schwarz nach dem 1:4 (0:2) bei Bayer Leverkusen: »Das war über 90 Minuten keine gute Leistung. Wir haben völlig verdient verloren.«

Wieder einmal - denn auswärts bleibt die Hertha ein gern gesehener Gast. Die Niederlage in Leverkusen war die siebte Niederlage in Serie auf fremden Plätzen. Rang 14 nach 23 Spieltagen ist für das Team von Trainer Sandro Schwarz trügerisch, da die Hertha nur einen Punkt Vorsprung auf den Tabellenletzten VfL Bochum hat. Und die beiden direkt hinter ihr platzierten Teams auch noch eine bessere Tordifferenz aufweisen.

Die beiden zwischenzeitlichen Heimsiege erwiesen sich nicht als die erhofften Wendepunkte. »Wir haben heute alles vermissen lassen, was wir in letzten Spielen gezeigt haben«, klagte Schwarz. Er begann, die Mängel aufzuzählen und hörte fast nicht mehr auf. »Wir hatten zu wenig Zugriff, zu wenig Intensität, zu wenig Mut, konsequent zu verteidigen. Wir haben Lücken gelassen, hatten große Abstände, einige Stellungsfehler, das Kettenverhalten war nicht kompakt.« Mit alledem habe man Leverkusen »in die Karten gespielt«.

Auch Kapitän Marvin Plattenhardt war frustriert und stand nicht im Verdacht, irgendetwas schönzureden. »Wir haben in der Summe zu wenig Spielanteile kreiert und hatten fast keine Torchance. Das ist zu wenig von der ganzen Mannschaft«, sagte Plattenhardt.

Die Leverkusener hingegen zeigten eindrucksvoll, dass sie den Kampf um Europa trotz des völlig verkorksten ersten Saisondrittels noch nicht abgehakt haben. Mit einer der besten Leistungen unter Trainer Xabi Alonso legte die Werkself auch eine gelungene Generalprobe für das Achtelfinal-Hinspiel der Europa League am Donnerstag gegen Ferencvaros Budapest hin. »Das war eines unserer besseren Spiele, wenn nicht sogar das beste Spiel der Saison«, lobte der weitgehend beschäftigungslose Torhüter Lukas Hradecky.

Stürmer Sardar Azmoun (12.) brachte Bayer in Führung. Jeremie Frimpong, der das 1:0 vorbereitet hatte, legte schnell nach (21.). Moussa Diaby (60.) und der kurz zuvor eingewechselte Amine Adli (73.) legten in der zweiten Halbzeit nach. Herthas Anschlusstreffer durch Dodi Lukebakio (67., FE) sorgte nicht mehr für eine Wende.

Bei der Hälfte der Frankfurter Spieler gingen nach dem Schlusspfiff die Köpfe nach unten. Nur 2:2 (2:2) beim VfL Wolfsburg - das war für die Eintracht am Sonntagabend zu wenig, um wieder bis auf einen Punkt an die Champions-League-Plätze der Fußball-Bundesliga heranzurücken. Der Tabellensechste hat nun von den vergangenen fünf Pflichtspielen lediglich eines gewonnen. Und er ließ die große Chance ungenutzt, die ihm die Punktverluste von RB Leipzig und des SC Freiburg an diesem Wochenende geboten hatte.

»Sicher wollten wir den Anschluss nach oben halten«, sagte Eintracht-Torwart Kevin Trapp, schränkte aber ein: »Es war heute nicht mehr drin. In der zweiten Halbzeit war nicht mehr ganz so viel los nach vorne.« Ähnlich sah es VfL-Kapitän Maximilian Arnold, der kommentierte: »Wir hatten die klareren Chancen in der zweiten Halbzeit.« Ausgerechnet der von den Frankfurtern umworbene Omar Marmoush brachte den VfL in der zehnten Minute in Führung. Wolfsburg war vor 27 853 Zuschauern die bessere Mannschaft, schenkte diesen Vorsprung aber durch eklatante Konzentrationsmängel in der Abwehr innerhalb von nur vier Minuten wieder her.

Beim 1:1 durch Randal Kolo Muani (22.) standen gleich zwei VfL-Verteidiger schlecht. Dem Traumtor von Evan Ndicka (26.) gingen ein Fehlpass von Micky van de Ven sowie eine missglückte Kopfballabwehr von Paulo Otavio voraus.

Die Wolfsburger schüttelten diese beiden Gegentore aber schnell wieder ab und verdienten sich noch vor der Pause den Ausgleich durch Yannick Gerhardt (43.).

Für beide Trainer war dieses rasante Spiel jeweils ein Wiedersehen mit ihrem Ex-Club. Wolfsburgs Niko Kovac gewann 2018 mit der Eintracht den DFB-Pokal. Frankfurts Oliver Glasner führte den VfL 2021 in die Champions League. Beide freuten sich derart über die ungewöhnliche Konstellation, dass sie sich am Spielfeldrand noch über eine TV-Kamera hinweg unterhielten, als die Partie schon angepfiffen war. Gelegenheiten, dieses Gespräch fortzusetzen, hätte es noch reichlich gegeben. Denn nach zwei Minuten musste das Spiel zum ersten Mal kurz unterbrochen werden, weil ein Torpfosten offenbar nicht fest genug verankert war. Und nach dem Wolfsburger 1:0 überprüfte der Videoschiedsrichter erst einmal lange, ob der Ägypter Marmoush im Abseits stand oder nicht.

Die beiden Patzer vor dem 1:1 und 1:2 passten nicht zum ansonsten sehr aufmerksamen und zweikampfstarken Auftritt des VfL. Die Wolfsburger waren zumindest eine Halbzeit lang etwas griffiger und entschlossener als die Eintracht. Marmoush (37.) und Jakub Kaminski (38.) hatten schon vor dem 2:2 zwei gute Chancen zum Ausgleich.

Der zweite Durchgang hatte längst nicht mehr die Intensität der ersten Hälfte zu bieten. Vor allem aber kontrollierte jetzt Frankfurt das Geschehen und hatte auch den besten Spieler auf dem Platz: Stürmer Kolo Muani. Der 24 Jahre alte Franzose bereitete in der 72. Minute mit einem schönen Solo ein Tor von Jesper Lindström vor, das allerdings nicht zählte, denn Kolo Muani stand bei seiner Aktion im Abseits.

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Ausgleich für die Eintracht: Randal Kolo Muani (r.) setzt sich gegen Ridle Baku und Wolfsburgs Schlussmann Koen Casteels zum 1:1 (Endstand 2:2) durch. © Imago Sportfotodienst GmbH

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