Eintracht gibt Sieg aus der Hand

Wieder kein Sieg für Eintracht Frankfurt, auch nach dem fünften Pflichtspiel nicht. Gegen den VfB Stuttgart heißt es am Sonntag 1:1-Unent- schieden. Das Tor von Filip Kostic reicht nicht.
Am Ende hing es an ein paar Zentimetern, die den Sieg von Eintracht Frankfurt verhinderten - und ein Backspin, wie Trainer Oliver Glasner hinterher analysierte. Was er damit meinte: Der Ball drehte beim Aufspringen weg vom Tor statt über die Linie zu hüpfen. Es lief da ja schon die letzte Minute der Nachspielzeit, 1:1 stand es in einem über weite Strecken eher zähen Bundesligaspiel zwischen der Eintracht und dem VfB Stuttgart mit viel ineffizientem Ballgeschiebe, als noch einmal Filip Kostic den Turbo einschaltete. Seinen Rückpass nahm Rafael Borré direkt, mit links und vollem Risiko. Von der Unterkante der Latte prallte der Ball auf die Torlinie, von dort an den Rücken des VfB-Torwarts Florian Müller - und dann in seine fangbereiten Hände.
Es wäre die Entscheidung in diesem Spiel gewesen, ein paar Augenblicke später ertönte der Schlusspfiff. Diese beiden erneut unnötigerweise vergebenen Punkte nagten an Glasner: »Ich bin enttäuscht.« Die Hausherren hätten dieses Spiel gewinnen müssen, sie waren die feldüberlegene Mannschaft, hatten viel investiert. Zudem traf neben Borré auch noch Martin Hinteregger (62.) mit einem Kopfball die Latte, wurde ein Treffer von Daichi Kamada zurückgenommen, weil der Ball vorher Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck berührt hatte.
Doch wirklich gefährlich war das Spiel der Frankfurter eine Stunde lang nicht. Es wurde erst besser, als Kostic und der erst in der Vorwoche verpflichtete Kristijan Jakic in die Partie kamen. Dann sah das, was Eintracht Frankfurt bot, auch wie Bundesliga-Fußball aus. Es war nämlich lange Zeit ein arg verschnörkeltes, viel zu kompliziert ausgerichtetes, nahezu körperloses Kurzpassspiel - bar jeglicher Effizienz. Es zeigte auch, dass die Neuen, speziell Jesper Lindström, Sam Lammers, auch der hibbelige Jens Petter Hauge noch lange nicht so weit sind, eine stabile Hilfe zu sein.
Man habe sich »im Zweikampf zu oft verzettelt«, habe »zu lange« den Ball geführt, statt das Spiel schnell zu machen, deckelte Glasner sanft. Er hat aber das Grundübel erkannt: »Beim letzten Ball, im letzten Angriffsdrittel fehlt die Genauigkeit.« Den Frankfurtern gebricht es an der erforderlichen Durchschlagskraft, sie wirkten harmlos.
Und doch schien vieles auf einen verdienten Frankfurter Sieg hinauszulaufen: Kostic, in Gnaden aufgenommener Spieler und in der 59. Minute endlich eingewechselt, hatte in seiner so typische Art die Frankfurter Führung markiert: links unten schlug sein Schuss ein (79.). Fast alles sah da nach einem Happy End aus. Und spätestens, als sich Stuttgart mit der Roten Karte von Waldemar Anton (82.) nach einer Notbremse gegen Borré selbst zu schwächen schien, deutete alles auf den ersten Dreier dieser Saison hin.
Hinteregger patzt vor dem Ausgleich
Doch die Schwaben kamen zurück, weil »wir uns drei, vier Minuten passiv verhalten haben« (Glasner). Zwei Minuten vor Schluss setzte sich Omar Marmoush glücklich durch, eigentlich war sein Versuch von Evan Ndicka schon abgeblockt, doch der Ball fiel dem Stürmer genau vor die Füße, er schob zum 1:1-Endstand ein. Im Augenblick »nehmen wir alles mit«, sagte Glasner, er meinte damit, dass viele knappe Entscheidungen momentan zuungunsten der Eintracht ausfallen: »Das schweißt uns nur noch mehr zusammen.«
Der bittere Ausgleich wäre leicht zu verhindern gewesen, hätte Martin Hinteregger besser verteidigt, ein bisschen sah er das hinterher sogar ein. Er sei »involviert« gewesen beim Ausgleich, den »zweiten Ball muss ich besser wegköpfen«. Diesen Ball köpfte er haargenau in den Fuß eines Stuttgartes. Ohnehin waren die Aussagen des Ersatzspielführers grenzwertig bis hanebüchen. Er nämlich hatte ein »sehr gutes Spiel gesehen«, die »Mannschaft hat ein nahezu perfektes Spiel gezeigt«. Das war es nun beim allerbesten Willen nicht.