Eintracht atmet auf

Axel Hellmann bleibt Eintracht Frankfurt erhalten. Der 51 Jahre alte Vorstandssprecher sagt der DFL ab und will seinen bis 2027 laufenden Vertrag erfüllen.
Der Mann hat es sich nicht leicht gemacht. Unzählige Gespräche habe er geführt, »wahnsinnig viele«, wie er sagt. Er hat angeregt, angeschoben, Impulse gesetzt, aber auch zugehört. Irgendwann fühlte er, dass die Richtung stimmt und vieles aufs Gleis gesetzt ist und auch, dass seine Mission noch nicht abgeschlossen ist bei seinem Herzensverein. Axel Hellmann, Mister Eintracht, bleibt dem Frankfurter Fußball-Bundesligisten erhalten. Der Vorstandssprecher wird seinen bis 2027 laufenden Vertrag erfüllen und nicht zur Deutschen Fußball-Liga (DFL) wechseln. Es gibt nicht wenige im Eintracht-Kosmos, die glaubten, der 51-Jährige könne der großen Verlockung nicht widerstehen, sich an die Spitze der Bundesliga zu setzten. Hellmann konnte.
Und doch musste er sich erst über einiges klar werden. Zum einen war das Angebot der DFL verlockend und kommt sehr wahrscheinlich nur einmal im Leben. Und zum anderen waren in seinem Verein ein paar Dinge verrutscht, nicht mehr so, wie es Hellmann kennt und sich wünscht. Er spürte nicht mehr die volle Kraft im Verein, sondern zu viele unterschiedliche Strömungen, hinter den Kulissen brodelte es, es gab den Versuch der Einflussnahme, Machtspiele und es ging um Eitelkeiten und Befindlichkeiten.
Zunächst einmal galt es, ein paar persönliche Differenzen auszuräumen. Mit Aufsichtsratsboss Philip Holzer lag er über Kreuz, auch wenn Hellmann nie einen Machtkampf gesehen haben will. Gleichwohl: »Wir hatten in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender und wie er diese interpretiert unterschiedliche Auffassungen«, sagt er. In vielen Unterredungen habe man vieles aufarbeiten und ausräumen können, klar sei auch mal »Tacheles« gesprochen worden, aber ein Rücktritt Holzers habe nicht zur Debatte gestanden. »Wir haben ein Miteinander verabredet, das ich für 100 Prozent tragfähig halte.« Fakt ist: Der Aufsichtsratsboss wird sich zurücknehmen müssen.
Kein Geheimnis ist überdies, dass Hellmann mit dem gesamten Prozess unglücklich war, wie die »Freunde des Adlers« im alten Jahr ihre Anteile an der Fußball-AG aufstocken wollten. Hinter dem Aktionär steht in erster Linie der vermögende Aufsichtsrat Stephen Orenstein. »Die Kapitalmaßnahme hat den Klub vor eine Zerreißprobe gestellt«, sagt Hellmann. Und stellt klar: »Wir haben das gemeinsame Verständnis entwickelt, dass es nicht gut ist, wenn ein Aktionär eine besonders dominante Position übernimmt.«
Nun in einer noch stärkeren Position
Interessanterweise hat im Zuge dessen Orenstein angeboten, einen Teil seiner Anteile zu »günstigen Konditionen« an die Fußball-AG abzutreten, damit diese sie zu einem höheren Preis ausgeben könne. Richtwert dabei ist die Bewertung der Investmentbank Nomura, die den Unternehmenswert der Eintracht auf 500 Millionen Euro beziffert hat. Hellmann ist erfreut über Orensteins Vorhaben: »Das ist eine große Geste und muss gewürdigt werden.« Und führt dazu, dass die Anteile des Vereins als Hauptgesellschafter (67,89 Prozent) bei einer neuerlichen Kapitalmaßnahme nicht abschmelzen. Hellmann betonte mehrfach die Bedeutung der Mitglieder, aber auch die Notwendigkeit, »dies mit Sponsoren und Kapitalgebern zu verheiraten«. Denn: »Es ist nur möglich, die europäischen Plätze anzugreifen und gelegentlich die Hand nach Titeln auszustrecken, wenn es einen Konsens zwischen allen Beteiligten gibt.« Den gibt es offenbar.
Mit einem, der den Kurs in noch stärkerem Maße vorgeben wird. Hellmann ist in seiner Rolle als Vorstandssprecher gestärkt und mächtiger geworden, es werden ihm noch mehr Kompetenzen zuteil. Es ist klar, wer bei Eintracht Frankfurt in den kommenden Jahre das Sagen hat. Und das nicht nur bis 2027. Er habe sich nun ganz bewusst voll und ganz für die Eintracht entschieden, wolle den Verein in den kommenden »sechs, sieben, acht Jahren« führen und prägen, »wenn man mich lässt«. Und eine Gehaltsaufstockung gibt es für Hellmann obendrein.