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Eine Stadt im Ausnahmezustand

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Von: red Redaktion

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Fluteten Barcelona und werden auch in Sevilla stimmgewaltig vertreten sein: Rund 40 000 bis 50 000 Frankfurt-Anhänger werden kommende Woche im Finalort erwartet. © Imago Sportfotodienst GmbH

In Frankfurt laufen die Vorbereitungen auf das größte Spiel seit fast einem halben Jahrhundert auf Hochtouren. Erstmals wird die Eintracht-Fanschar in der Stadt des Europa- League-Finales in Sevilla in Unterzahl sein - der Gegner aus Glasgow ist ebenso elektrisiert.

Die Trikotfrage, also die Farbe des Jerseys, stand für Axel Hellmann nie zur Debatte. Natürlich wird Eintracht Frankfurt das mit Hochspannung erwartete Finale am Mittwoch in Sevilla gegen die Glasgow Rangers ganz in weiß bestreiten.

Traditionell. Wie in allen großen Spielen. »Wir haben Europa in weiß gerockt«, sagt der Vorstandssprecher. Noch dazu kommt: »In Spanien werden wir als Bestia Blanca betitelt.« Die weiße Bestie also, angelehnt an die Bayern, die dort einst als »Bestia Negra«, die schwarze Bestie, gefürchtet waren. »Diesen Titel haben wir uns jetzt in Europa geholt«, befindet Hellmann. Stolz schwingt in seiner Stimme mit.

In Frankfurt laufen die Vorbereitungen auf das größte Spiel seit fast einem halben Jahrhundert auf Hochtouren, der ganze Verein ist im Ausnahmezustand. »Das ist ein einmaliges Finale, ein einzigartiges Zusammentreffen«, betont der Eintracht-Vorstand.

Es ist auch die Konstellation, die dieses Endspiel so besonders macht, der Gegner, dieser pulsierende Verein aus Glasgow. »In unserem Klub war es ein ewiger Traum, gegen die Rangers zu spielen«, sagt der Schottland-Fan. »Glasgow ist für uns ein Mythos.« Das liegt an erster Linie an den beiden rauschenden Europapokalnächten 1960, als die Eintracht die Rangers zweimal in epischen Duellen bezwang, 6:1 und 6:3. Es folgte das Jahrhundertspiel im Finale gegen Real Madrid (3:7).

Aber es sind auch die Parallelen zwischen den Vereinen, die diesen speziellen Reiz ausmachen. Beide Klubs basieren auf einer mächtigen Fanszene, die Hellmann als »größte und gesangesträchtigste in Europa« bezeichnet.

Erstmals, sagt Hellmann, werden die Eintracht-Fans in der Unterzahl in der Stadt sein, er rechnet mit 40 000 bis 50 000 Menschen aus Frankfurt. Die Schotten aber legen noch eine Schippe drauf, der Jurist geht, »konservativ geschätzt«, von 70 000, 80 000 Fans aus Glasgow aus. »Das wird gewaltig.« Die Schotten seien auch in der Reisegestaltung kreativ. »Sie haben alle Fähren von Nordafrika aus gekapert«, sagt er lachend und erinnert an das Finale 2008 in Manchester, als die Rangers Zenit St. Petersburg mit 0:2 unterlagen. »Damals waren 200 000 Schotten in Manchester, die haben unter Brücken und auf Parkbänken geschlafen.«

Ausschreitungen erwartet der 50-Jährige der den Umsatz durch die nternationalen Spiele auf 22 bis 25 Millionen beziffert, nicht.

Auch weil es vor Ort Möglichkeiten geben soll, die Partie im Freien zu verfolgen, also für jene, die keine der je 10 000 Tickets pro Verein erhalten haben. »Die Uefa arbeitet an einem Public Viewing, ich denke auch, dass das funktionieren wird.« Die Eintracht wird ein Fanfest auf dem großen, 50 000 Menschen fassenden Plaza San Sebastian organisieren, dort wird unter anderem die Frankfurter Kult-Metalband Tankard auftreten und die Hymne »Schwarz weiß wie Schnee« intonieren.

Die Begeisterung in Frankfurt steuert konsequent auf ihren Höhepunkt zu. Für das Public Viewing im Waldstadion hätte die Eintracht auch 100 000 Tickets absetzen können, 50 000 Leute werden es am Ende, mehr geht nicht.

Eintracht-Trainer Oliver Glasner derweil zeigt sich nach den ersten intensiven Gegner-Sichtungen »beeindruckt« vom Final-Kontrahenten aus Glasgow.

Die Schotten hätten »eine klare Struktur bei eigenem Ballbesitz«, agieren »unglaublich druckvoll, aggressiv, sehr zweikampfstark, variabel«.

Er, Glasner, habe RB Leipzig in der gesamten Bundesligasaison nie »so in trouble« gesehen wie beim Halbfinal-Rückspiel in Glasgow, das den Rangers das Finale brachte.

Die Bundesligapartie zum Saison-Halali gegen Mainz 05 will Glasner als Generalprobe nutzen, »es ist ein wichtiges Spiel mit Blickrichtung Sevilla«, betonte der 47-Jährige. Er werde die beste Elf stellen, damit die Profis in ihren Rhythmus bleiben. Hoffnungen auf einen Final-Einsatz bestehen nicht nur bei Jesper Lindström, sondern auch bei Martin Hinteregger, der verletzungsbedingt schon abgeschrieben schien.

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