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Ein deutscher Super Bowl

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Gruppenbild mit Superstar Tom Brady (12) während des ersten Trainings in der Allianz-Arena. © DPA Deutsche Presseagentur

(sid). Am Freitagmorgen kam dann endlich auch Tom Brady in München an. Eine Weile hatte es ja so ausgesehen, als müsste die angekündigte Expansion der National Football League (NFL) ohne ihren Superstar vonstattengehen. Anfang Februar war Brady zurückgetreten, das hieß auch: Das erste NFL-Spiel in Deutschland würde ohne ihn stattfinden. Zwei Wochen nach der Mitteilung, dass die Tampa Bay Buccaneers diese Partie bestreiten würden, überlegte er es sich dann anders.

Für die gewieften Strategen der Liga und ihre Pläne ist es ein Segen, dass Brady der Hauptdarsteller einer Inszenierung ist, wie sie perfekter und aufwendiger kaum sein könnte. Der Hype, den die NFL mit dem und rund um das Spiel der »Bucs« gegen die Seattle Seahawks am Sonntag (15.30 Uhr/Pro7 und DAZN) in der bayerischen Landeshauptstadt veranstaltet, ist mit dem erfolgreichsten Football-Spieler der Geschichte noch leichter zu befeuern als ohne ihn.

Es liegt nicht zuletzt an Brady, dass es nach Angaben der NFL schon 17 Millionen Football-Fans in Deutschland geben soll. Und es ist allzu offensichtlich, dass die Liga dieses Potenzial ausschöpfen will. NFL-Commissioner Roger Goodell hat den Besitzern der 32 Klubs versprochen, ihren Umsatz bis 2027 auf 27 Milliarden Dollar jährlich zu erhöhen. In den USA lag der Gesamtumsatz zuletzt bei 17,8 Milliarden Dollar, die NFL muss also neue Märkte erschließen.

Für den ersten deutschen »Super Bowl«, dem im Wechsel mit Frankfurt zunächst drei weitere folgen werden, hat die NFL keine Kosten gescheut. Die Fußball-Arena des FC Bayern hat sie auf eigene Kosten umbauen und tauglich machen lassen für das Spiel, für das 67 000 normale Tickets zu Preisen von 75 und 155 Dollar in den freien Verkauf gingen. Es gab auch VIP-Pakete von 499 bis 661 Dollar. Bis zu 2500 Euro werden mittlerweile auf dem Schwarzmarkt verlangt.

Darüber hinaus hat die NFL beinahe die ganze Stadt für sich in Beschlag genommen. Plakatwände sind vollgeklebt, bereits seit Tagen gibt es verschiedene Aktionen, Restaurants wurden zu NFL-Fan-Hauptquartieren umgewidmet. Dabei mischen auch die New England Patriots, die Carolina Panthers und die mit dem FC Bayern verbandelten Kansas City Chiefs mit: Sie und die Buccaneers haben sich zunächst mal für vier Jahre die exklusiven Vermarktungsrechte für Deutschland gesichert.

Über ihre Investitionen für die Premiere schweigt sich die NFL aus. »Im besten Fall«, sagt Deutschland-Chef Alexander Steinforth, »gehen wir mit einer Null raus«. Aber es geht ja auch ums große Ganze, um weltweite Expansion und künftige Erträge. In der Halbzeitpause am Sonntag wird es daher auch ein Flag-Football-Spiel geben: Beobachter des IOC sollen sich dabei für die Idee erwärmen, diese Version des Sports 2028 in Los Angeles olympisch zu machen.

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