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Doppelt hält besser

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Der Frankfurter Axel Hellmann und der Freiburger Oliver Leki beerben gemeinsam DFL-Chefin Donata Hopfen, zunächst bis Sommer. Auf die beiden Macher wartet viel Arbeit.

Der Masterplan war zwar penibel ausgeheckt, doch er sah nicht vor, dass die Nachfolgeregelung schon öffentlich bekannt ist, ehe die Amtsinhaberin abberufen wurde. Schon vor dem Showdown in Frankfurt am Mittwoch ist klar, dass nicht nur Donata Hopfen, die Chefin der Deutschen Fußball-Liga (DFL), ihren Hut nehmen muss, sondern auch, wer sie beerben soll: der Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann und der Freiburger Finanzvorstand Oliver Leki.

Das Duo soll den Dachverband der Bundesliga interimistisch bis zum Saisonende führen, ehe im Sommer eine Dauerlösung präsentiert wird. Das ist das Ansinnen des DFL-Aufsichtsrates. Vorher gilt es aber, Hopfen ihres Amtes zu entheben. Das wird am Mittwochabend geschehen. Dabei handelt es sich nur noch um einen formalen Akt, die Freistellung ist im Kontrollgremium beschlossene Sache. Und das, obwohl sie den Job seit nicht einmal einem Jahr macht und noch ein Arbeitspapier bis Ende 2024 besitzt. Da wird eine saftige Abfindung fällig.

Doch die Vorbehalte gegen die frühere Springer-Managerin sind zu groß. Intern wie extern. Hopfen ist über massive atmosphärische Störungen gestolpert, doch auch fachlich halten die Vereinsvertreter ihr Inhaltsleere vor. Ihre Abwahl ist zwar ein Rückschlag für die - zu verbessernde - Frauenquote im Fußball, doch die Zweifel an ihrer Kompetenz und ihrem Führungsstil waren zu groß. Frau Hopfen ist also Vergangenheit, die Herren Leki und Hellmann sind die Gegenwart. Die Zukunft? Vielleicht auch diese oder eine ähnliche Doppelspitze?

Zufall ist es jedenfalls nicht, dass die Vorstände der beiden Überperformer der Liga an die DFL-Spitze entsandt werden. Es ist Ausdruck der gestiegenen Wertschätzung, Zeichen des verstärkten Einflusses. Gerade Eintracht Frankfurt ist in den vergangenen Jahren wie kein anderer deutscher Klub gewachsen, hat Erfolge gefeiert, an Renommee gewonnen.

Die beiden Funktionäre werden von ihren Klubs nicht etwa bis zum Saisonende freigestellt, sie gehen quasi in Teilzeit, bleiben bei ihren Vereinen in voller Verantwortung. Beide haben sich in der Branche einen hervorragenden Ruf erworben. Leki, 49 Jahre alt, studierter Betriebswirt und Metzgerssohn, lenkt die Geschicke des SC Freiburg seit fast zehn Jahren. Seit 2019 sitzt er im DFL-Präsidium, ist zudem hinter der Dortmunder Allmacht Hans-Joachim Watzke stellvertretender Vorsitzender des Kontrollgremiums. Leki ist in der großen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, der Freiburger aber ist bestens verdrahtet, aus dem Hintergrund zu einem der mächtigsten Männer im Fußball aufgestiegen.

Das gilt auch für den Frankfurter Hellmann. Der 51-Jährige, ein Brückenbauer, der aber auch unbequem sein kann und sich durchzusetzen weiß, sitzt seit August dieses Jahres im DFL-Präsidium. Seitdem hat er schon viel Zeit in die Verbandsarbeit gesteckt. Für Hellmann ist die Ernennung zum kommissarischen DFL-Co-Chef die Bestätigung seiner Leistung in Frankfurt. Er denkt strategisch und mit Weitblick, sein Horizont endet auch nicht bei seinem eigenen Verein. Der Jurist sorgt sich schon lange um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga im internationalen Vergleich. Und da ist nicht von der englische Premier League die Rede, die sowieso alle anderen Länder in den Schatten stellt. »Auch die anderen Ligen laufen uns weg, während bei uns die Erlöse stagnieren«, sagt der Funktionär. Sein Steckenpferd ist die Internationalisierung.

Momentan aber wird er seine Zeit erst einmal darauf verwenden, die unruhige Mitarbeiterschaft am DFL-Sitz zu befrieden, wieder eine Kultur des Miteinanders zu schaffen. Aber auch Sachthemen drängen. Die 50+1-Regel etwa ist eine Baustelle, die seit eineinhalb Jahren nicht geschlossen wurde, seit das Bundeskartellamt die Ausnahmeregelung für die Werksvereine Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg sowie die TSG Hoffenheim als problematisch einstufte. Ferner gilt es, die Medienausschreibung ab Sommer 2025 vorzubereiten, die Digitalisierung voranzutreiben und Rahmenbedingungen für den Einstieg eines Investors festzulegen. Auch auf diesen Feldern, heißt es, sei viel zu wenig geschehen. Hellmann und Leki werden viel zu tun haben.

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