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Deutsche Giro-Festspiele

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Nico Denz aus Waldshut-Tiengen bejubelt seinen Etappensieg. © DPA Deutsche Presseagentur

(sid). Nico Denz riss auf seinem Rennrad beide Arme in die Luft, bremste hart ab und verschwand in einer Jubeltraube seiner Team-Mechaniker. Sekunden zuvor war der 29 Jahre alte Radprofi im Vollsprint zum größten Erfolg seiner Karriere gerast - und verlängerte damit die deutschen Festspiele beim Giro d’Italia.

Als Denz nach den ersten Feierlichkeiten wieder aufgetaucht war, suchte er nach den passenden Worten: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin natürlich super stolz«, sagte er im Ziel von Rivoli: »Da waren nur Monster um mich herum. Ich wusste, dass ich alles reinwerfen muss.« Auf der zwölften Etappe der Italien-Rundfahrt sorgte Denz nach 185 km in beeindruckender Manier für den nächsten deutschen Etappensieg. Nach langer Fahrt an der Spitze sicherte er sich seinen ersten Tagessieg bei einer Grand Tour und eiferte damit Top-Sprinter Pascal Ackermann nach, der tags zuvor im Massenspurt triumphiert hatte.

Im Sprint der dreiköpfigen Spitzengruppe hatte Denz die besten Beine und ließ seine beiden Konkurrenten stehen. Zweiter wurde Toms Skujins aus Lettland vor dem Australier Sebastian Berwick. Denz sorgte mit seinem Erfolg für den ersten Etappensieg des deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe beim 106. Giro.

Der Brite Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) verteidigte derweil mühelos sein Rosa Trikot des Gesamtführenden. Der sechstplatzierte deutsche Hoffnungsträger Lennard Kämna, Denz’ Teamkollege bei Bora, kam ebenfalls mit dem Peloton ins Ziel und verteidigte seine gute Position.

Gegen Mittag waren UAE-Fahrer Ackermann und der Rest des Feldes im Piemont-Städtchen Bra losgerollt. Der Sprint-Spezialist hatte am Mittwoch mit seinem ersten Giro-Etappensieg seit 2019 sich selbst und die deutschen Radprofis erlöst. Es sei »ein ganz besonderer Sieg« gewesen, stellte Ackermann strahlend und gelöst fest. »Ich bin super happy über meinen ersten Saisonerfolg. Ich habe mich die letzten Tage schon fantastisch gefühlt, konnte aber bislang nicht zeigen, wie stark ich wirklich bin.«

Auf der mittelschweren zwölften Etappe hielt sich Ackermann zurück. Anders Denz, der von Beginn an offensiv fuhr und Teil verschiedener Spitzengruppen war. Am vorentscheidenden giftigen Anstieg rund 30 km vor dem Ziel kämpfte er sich am Hinterrad seiner Kontrahenten über den Gipfel, ehe sein furioses Finale begann. Heute steht der nächste echte Härtetest auf dem Programm. Über 199 km geht es von Borgofranco d’Ivrea bis zur Bergankunft im Skigebiet Crans Montana in den Schweizer Alpen.

Unterdessen droht dem auf der elften Etappe schwer gestürzten Mitfavoriten Tao Geoghegan Hart eine lange Ausfallzeit. Wie sein Team Ineos Grenadiers mitteilte, erlitt der Brite einen Bruch in der linken Hüfte und muss operiert werden. Er lag als Gesamtdritter nur fünf Sekunden hinter Thomas.

(sid). Hinter der Tamburello-Kurve, in der Formel-1-Idol Ayrton Senna 1994 vor den Augen der Welt verunglückte, ist der Fluss Santerno bedrohlich über die Ufer getreten. Im Autodromo Enzo e Dino Ferrari, wo die Aufbauarbeiten für den Großen Preis der Emilia-Romagna vollendet werden sollten, war keine Menschenseele. Nichts ging mehr nach den starken Regenfällen in der Region um Imola. Auch nicht für die Vollgasbranche Formel 1, die einer Absage des für Sonntag geplanten Rennens zustimmte.

»Die Entscheidung wurde getroffen, weil es nicht möglich ist, die Veranstaltung für unsere Fans, die Teams und unser Personal sicher durchzuführen«, teilte die Motorsport-Königsklasse nach Gesprächen mit dem Automobil-Weltverband FIA und regionalen Behörden am Mittwochmittag mit.

160 000 Tickets waren verkauft für das erste Ferrari-Heimspiel des Jahres, viele Fans bleiben nun wohl auf Kosten sitzen. Doch ganz nüchtern betrachtet war diese Absage alternativlos. Man habe »die richtige und verantwortungsvolle Entscheidung« getroffen angesichts der »Situation der Ortschaften und Städte in der Region«, so die Formel 1. Es wäre »nicht richtig gewesen, die lokalen Behörden und Rettungsdienste in dieser schwierigen Zeit weiter unter Druck zu setzen«.

Schließlich gilt nicht nur in Imola, sondern in der Region Emilia-Romagna nach starken Regenfällen die höchste Alarmstufe. Menschen sind gestorben, weitere werden vermisst, Straßen sind überflutet.

»Es ist eine Tragödie, was in Imola und in der Emilia-Romagna, der Stadt und der Region, in der ich aufgewachsen bin, geschehen ist«, erklärte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali, der die Rettungskräfte für ihren »unermüdlichen Einsatz« als »Helden« würdigte.

Die Scuderia Ferrari äußerte »Mitgefühl« mit den »Menschen in der Emilia-Romagna und den Marche, die mit den Zerstörungen zu kämpfen haben, die durch die schweren Regenfälle und Überschwemmungen verursacht wurden«.

Mit der Wortwahl, man werde »mit dem Wochenende nicht fortfahren«, ließ das Formel-1-Management offen, ob der Grand Prix noch nachgeholt wird. Der Kalender ist allerdings bereits ziemlich ausgereizt. Direkt nach dem anderen Italien-Rennen in Monza (3. September) wäre noch ein Wochenende frei - das aber würde fünf (!) Grand Prix ohne Verschnaufpause bedeuten.

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