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Der Weichensteller

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Axel Hellmann © Imago Sportfotodienst GmbH

Aus gegebenem Anlass hat das Fußball-Fachmagazin »Kicker« dem Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann sehr viel Platz in seiner aktuellen Ausgabe eingeräumt. Der Eintracht-Stratege, seit Montag 51 Jahre alt, wird am Mittwoch erstmals ins DFL-Präsidium einziehen und zu einem einflussreichen Weichensteller aufsteigen. Seine Stimme hat Gewicht, sie wird gehört.

Er hat einiges zu sagen.

Hellmann, seit mehr als 20 Jahren im Eintracht-Kosmos zu Hause, hat in den vergangenen Jahren auch innerhalb der Liga an Format gewonnen, er gehört nun in die Kategorie der Big Player im Business. Er will die Liga gemeinsam mit DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke mit viel Schubkraft und Schwung nach vorne bringen. Es ist kein Zufall, dass der Eintracht-Vorstand den Dortmunder Boss den »Leitwolf« nennt. Er, Hellmann, steht an der Spitze des folgenden Rudels.

Der Jurist hat in den zurückliegenden Wochen viel Lobbyarbeit betrieben, Klinken geputzt, seine Konzepte, Ideen und Visionen geteilt. Die Klubs der ersten Liga, so hört man, begrüßen Hellmanns Kandidatur, sie stößt auf breite Zustimmung. In der zweiten wäre das anders, die von Hellmann angestoßene »Verzwergungsdebatte« der Liga nehmen ihm einige krumm. Der Eintracht-Macher ist für seinen Weitblick bekannt, er denkt gerne groß und Jahre voraus. Und er ist keiner fürs diplomatische Corps, kann beharrlich und unnachgiebig sein, hart in der Sache, er weiß sich durchzusetzen. Hellmann schafft den Spagat zwischen den Welten, er versteht die Fanperspektive genauso wie die Finanzwelt, also die Basis des Fußballs und seine globale Dimension. Er ist ein Brückenbauer, gerade nach der Corona-Prüfung ein wichtiges Feld.

Der Vater zweier Söhne, der im Dachverband schon als Sprecher der Kommission Internationalisierung und als Mitglied der AG Nachhaltigkeit mitgearbeitet hat, will sich zukünftig für mehr Nachhaltigkeit, eine bessere Frauenquote im Fußball, vor allem aber die Internationalisierung einsetzen. Denn Hellmann ist der festen Überzeugung, dass der Bundesliga die Felle davonschwimmen. Die englische Premier League spielt ohnehin in einer eigenen Liga und ist das Nonplusultra, »aber auch die anderen Ligen laufen uns weg, während bei uns die Erlöse stagnieren«, wie der Funktionär sagt. Die Entwicklung bereitet ihm Sorge, weshalb er gemeinsam mit Watzke gegensteuern will. »Sonst schaffen wir es nicht, die Bundesliga windfest zu machen. Das muss sie aber sein, das Boot darf nicht wackeln und es darf kein Wasser reinlaufen.« Die Frage, um deren Beantwortung sich Axel Hellmann verstärkt kümmern wird: »Wie stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga im internationalen Vergleich?«

Hellmann steht auch für eine Aufrechterhaltung der 50+1-Regel unter Beibehaltung der Ausnahmeregeln für Bayer Leverkusen, TSG Hoffenheim und VfL Wolfsburg. Die, die da sind, findet er, könne man nicht rauswerfen. Ihm geht es zudem um eine Stärkung der Liga als solche, es brauche Zugpferde, die die Strahlkraft erhöhen, Traditionsvereine wie den kurzfristig abgeschmierten FC Schalke 04, aber auch Werder Bremen oder den HSV. Er hofft auf einen Boom durch die »Renaissance der Traditionsvereine«, seinen eigenen Klub, den Europa-League-Sieger, sieht er da als leuchtendes Vorbild: »Wir haben gezeigt, dass man aus eigener Kraft Grenzen verschieben kann.« Das könne Sogwirkung für andere haben.

INGO DURSTEWITZ

FOTO: IMAGO

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