Der Meister kommt aus Bayern
(sid). Als das historische Duell feststand, bekam Patrick Hager das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. »Wir freuen uns riesig drauf, dass wir ein bayerisches Finale haben«, sagte der Eishockey-Nationalspieler des Topfavoriten Red Bull München nach dem 7:2-Sieg im entscheidenden siebten Playoff-Halbfinale gegen die Grizzlys Wolfsburg.
Die Belohnung: In der Endspielserie ab Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport) gegen den Hauptrundenzweiten ERC Ingolstadt stehen sich erstmals in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwei Klubs aus dem Freistaat gegenüber. »Das ist erstaunlich«, gab Hager, zwar in Stuttgart geboren, aber in Rosenheim aufgewachsen und damit »ein waschechter Oberbayer«, zu. Noch erstaunlicher ist, dass 1935 zum letzten Mal zwei Teams aus dem deutschen Eishockey-Stammland in einem Finale aufeinandertrafen: Riessersee und Füssen.
»Für die bayerischen Eishockeyfans gibt’s nichts Schöneres«, meinte der Münchner Kapitän Hager und registrierte auch die Vorteile: »Wir haben kurze Wege, der Reisetag fällt weg. Wir können besser regenerieren.« Nur 75 Kilometer liegen zwischen den beiden Eishallen. »Es ist für alle schön«, sagte der 34-Jährige den Journalisten, »ihr habt viele Geschichten, die ihr schreiben könnt«.
Eine davon dreht sich um Hager selbst. Der Stürmer gehörte vor neun Jahren zum Ingolstädter Team, das als Vorrundenneunter sensationell die Meisterschaft gewann. Das Wiedersehen im Finale sei »auf jeden Fall speziell«, auch wenn er zwischendurch noch bei den Kölner Haien spielte. »Im Management ist einiges verändert worden, seit ich da war«, erklärte Hager, der in seinem 16. Profi-Jahr nach 873 DEL-Spielen zum sechsten Mal die Endspielserie erreicht hat, »in der Mannschaft ist der eine oder andere noch da«. Etwa ERC-Kapitän Fabio Wagner, »der sich super entwickelt hat«.
Wagner und andere kennt Hager zudem als Kollegen in der Nationalmannschaft, den wichtigsten Ingolstädter Spieler in den bisherigen Playoffs aber auch aus gemeinsamen Münchner Zeiten: Torhüter Kevin Reich. Der 27-Jährige, gefeierter Held im Halbfinale gegen die Adler Mannheim, hat sehr schwierige Monate hinter sich. Nicht etwa, weil er den Kampf um den Stammplatz im ERC-Tor verlor, sondern weil sich Anfang Dezember sein jüngerer Bruder Robin, seit der Geburt wegen einer seltenen Erbkrankheit körperlich und geistig beeinträchtigt, bei einem Sturz zweimal das Genick brach und ins künstliche Koma versetzt werden musste. Inzwischen ist Robin außer Lebensgefahr und in der Reha, »aber der Weg ist noch ein ganz langer«, sagte Kevin.
Sein eigener zurück aufs Eis war holprig, »mein Kopf war woanders«. Die Fans, die die Hintergründe nicht kannten, reagierten mit Buhrufen und harscher Kritik - Reich machte das Schicksal seines Bruders öffentlich und erfuhr viel Unterstützung. Und als er gebraucht wurde, weil Stammtorhüter Michael Garteig verletzt ausfiel, war er zur Stelle. Reich führt die Torhüterrangliste in den Playoffs mit dem niedrigsten Gegentorschnitt (1,27), der höchsten Fangquote (94,56) und den meisten Shutouts (2) an. »Ich sauge das alles auf und genieße es«, sagte er vor dem ersten Finalduell.