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Denksport- Aufgabe für Trainer Glasner

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imago1013579506h_040822_4c © Imago Sportfotodienst GmbH

Eintracht Frankfurt strotzt vor Selbst- vertrauen, freut sich auf den »coolen Auftakt« gegen die Bayern und danach gegen Real Madrid. Trainer Oliver Glasner feilt vor dem Eröffnungsspiel am Freitag noch an der Formation.

Bereits vor dem zweiten Pflichtspiel der Saison, und dem ersten, in dem wohl wirklich alle Frankfurter Fußballer unbedingt in der Startelf stehen möchten, schließlich geht es am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1) in der Bundesliga gegen die Nonplusultra-Bayern, bekommt Eintracht-Trainer Oliver Glasner eine komplizierte Denksportaufgabe gestellt. Wen aufstellen? Wen auf die Bank setzen? Den Pokalsiegern von Magdeburg vertrauen? Oder doch lieber die Mannschaft an den stärksten Gegner des Landes anpassen?

Im Grunde geht es um die Besetzung des defensiven Mittelfelds, das so prächtig harmonierte in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den Zweitligisten. Djibril Sow als Stratege und Daichi Kamada als Spielmacher aus der Tiefe wussten Seite an Seite zu überzeugen - gerade der Japaner in allerbester Alex-Meier-Manier mit seinem mit der Innenseite erzielten Doppelpack.

Rückt Rode in

die Startelf?

Doch nun wartet eine höhere Qualität, die Bayern-Offensiven unter Trainer Julian Nagelsmann halten sich ja gerne im Mittelfeldzentrum auf, rochieren viel, stiften Verwirrung. Wie dem also begegnen? Sebastian Rode, der Eintracht-Kapitän, der in seinem bisher letzten Pflichtspiel in Sevilla eine Weltklasseleistung bot, scheint ein würdiger Widerpart. Geschont im DFB-Pokal, könnte er mit voller Kraft - zumindest bildlich gesprochen - die Bayern roden, sie zu Fall bringen. Glasner müsste dann aber auf einen seiner offensiver denkenden Profis verzichten, entweder ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub auf Mario Götze, was schwer vorstellbar ist, oder auf einen der beiden Besten der bisherigen fünf Wochen, Daichi Kamada und Jesper Lindström. Da will man nicht in der Haut des Trainers stecken. Einerseits. Andererseits: Haben sie sich ja alles selbst eingebrockt, die Frankfurter Macher. Müssen sie halt durch.

»Zum Glück«, sieht es Glasner von der positiven Seite, »muss ich nicht grübeln, wen ich überhaupt aufstellen kann.« Da habe er genügend Auswahl, auch Kristijan Jakic sei noch ein Kandidat für die erste Elf, zudem eine Umstellung auf ein 3-5-2-System. »Viele Spieler sind sehr früh in sehr guter Form«, so Glasner, der mit sich, seinen Trainerkollegen und dem Analyseteam noch einmal die Köpfe rauchen lassen werde, um die erfolgversprechendste Formation zu wählen.

Die Vorfreude auf das Eröffnungsspiel ist dem 47-Jährige anzumerken, ja auch deutlich vernehmbar in seinen Worten: »Freitagabend, Primetime, ein Spiel gegen den deutschen Meister - Fußballherz, was willst du mehr?« Glasners Bilanz gegen die Münchner ist ausbaufähig. Sechsmal stand er gegen den FCB an der Seitenlinie, fünfmal gab es Niederlagen. Lediglich im vergangenen Herbst gelang mit Glück und Geschick, auch einer funktionierenden Taktik, ein Überraschungscoup. Doch die Zeiten haben sich geändert, vor allem bei der Eintracht, die natürlich weiterhin der Außenseiter ist, aber nicht mehr ganz so klar wie vor einigen Monaten. Der Europa-League-Sieg wirkt nach, die Spieler strotzen vor Selbstvertrauen, sind gefühlt schneller und größer als vor dem magischen Abend in Sevilla. Und die qualitativ guten Neuzugänge kommen obendrauf.

Gute Erinnerungen an Sadio Mané

»Wir hissen nicht vorher die weiße Fahne«, sagt Glasner, der den Auftakt gegen die Bayern und im Supercup gegen Real Madrid als Lohn für die Arbeit und Ansporn fürs zukünftige Werkeln ansieht. München und Madrid? »Ganz cooler Auftakt.«

Bei den Bayern trifft Glasner auf einen alten Bekannten, einen Weltstar, mit dem er einst zusammenarbeitete, als dieser noch nicht der global vermarktbare Fußballer war: Sadio Mané, die neue Attraktion der Liga. Als Co-Trainer von Roger Schmidt arbeitete Glasner mit Mané von 2012 bis 2014 in Salzburg zusammen. Die Erinnerungen beim Frankfurter Fußballlehrer sind noch präsent: »Er hatte unglaublich viel Talent, war sehr ehrgeizig. Eine solche Weltkarriere aber ist nicht immer vorhersehbar«, so Glasner, der sich auch daran erinnerte, dass Mané lieber Englisch statt Deutsch lernen wollte, um sich vorzubereiten auf einen Wechsel in die Premier League. Mit Erfolg.

Alles in allem sei der Transfer der Bayern gut für die Liga. »Jemandem vom FC Liverpool loszueisen, spiegelt die Attraktivität der Bundesliga wider.« Trotz des Abgangs von Robert Lewandowski hätten die Bayern, die Glasner wenig überraschend für den Titelanwärter Nummer eins hält, kaum an Qualität verloren. »Wenn du fünf Tore gegen Leipzig im Supercup schießt, zeigt das, dass du nicht von Lewandowski abhängig bist.« Es werde jedenfalls eine »richtig knifflige Aufgabe« am Freitagabend. Aber auch eine schöne.

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