Breitensport ist bedroht
(sid). Keine Schließung von Sportstätten, keine Lockdowns - und mehr Geld! Die Energiekrise hat zu den reflexartigen Forderungen des organisierten Sports an die Politik geführt, DFB-Präsident Bernd Neuendorf darf sogar im Kanzleramt vorsprechen. Für einen Austausch über die Probleme der 24 500 Vereine besucht der 61-Jährige am Dienstag die Hauptstadt.
In Berlin geht es auch um Finanzhilfen für Vereine und Kommunen sowie eine Investitionsoffensive für Sportstätten. DOSB-Präsident Thomas Weikert brachte die Forderungen des Dachverbandes zudem bei der Sportministerkonferenz am Dienstag in München vor.
Bob Hanning, der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin, sieht die Verantwortung beim Meistern der nächsten existenziellen Krise für den Breitensport nach Corona keinesfalls allein aufseiten der Politik. Für ihn trägt in der aktuellen Situation »vor allem der Profisport eine große gesellschaftliche Verantwortung«. Angesichts der steigenden Kosten und der angekündigten Gasumlage von 2,4 Cent pro Kilowattstunde »müssen wir Profivereine jetzt leuchtende Vorbilder sein. Wir stehen in der Pflicht«, sagte Hanning: »Wir müssen Energie sparen, wo wir können, und den Sport für die breite Masse bezahlbar halten.«
Nicht wenige fürchten den nächsten Lockdown - eine Ultima Ratio, die für DEL-Boss Gernot Tripcke von der Deutschen Eishockey-Liga undenkbar ist. »Nach zwei Jahren der Symbolpolitik, in denen der Sport in Deutschland durch Schließungen und Verbote im internationalen Vergleich benachteiligt worden ist, darf der Sport auf keinen Fall wieder der Leidtragende sein«, sagte Tripcke. Als Betreiber der meisten Hallen sei die öffentliche Hand gefragt, »den Sport weiter zu ermöglichen und bezahlbar zu halten«.
Die Auswirkungen der steigenden Energiekosten sind schon spürbar. Temperaturabsenkungen in Schwimmbädern und Sporthallen oder kalte Duschen in den Umkleiden gehören im Breitensport vielerorts längst dazu. Wieder trifft es den Amateursport. Wieder die Jugend. Um den Profisport, da sind sich die Funktionäre einig, muss man sich zumindest kurzfristig wohl keine Sorgen machen. »Uns geht es - auch durch die staatlichen Corona-Hilfen der letzten Jahre - so gut, dass wir die Energiekrise bewältigen können«, bekräftigte Hanning.