Boros will eigenen Erfolg wiederholen

(dpa). Die WM 2003 in Paris fand aus heutiger Sicht noch in einer völlig anderen Tischtennis-Welt statt. Weltmeister wurde damals kein Chinese und kein Japaner, sondern ein Österreicher namens Werner Schlager. Und bei den Frauen stand eine Kroatin im Halbfinale, die auch neun WM-Turniere später noch immer die vorerst letzte Europäerin ist, die eine Weltmeisterschaftsmedaille im Einzel gewann.
Tamara Boros, 43 Jahre alt, arbeitet seit August als Bundestrainerin der deutschen Frauen. Die am gestrigen Dienstag begonnene Weltmeisterschaft in Houston/Texas ist für sie die erste in dieser Funktion. »Die Lücke zwischen den besten Asiatinnen und den besten Europäerinnen ist in den vergangenen Jahren immer größer und größer geworden«, sagte sie. »Mein Ziel ist es, die zu verringern.«
Ihr Einstand als Nachfolgerin von Jie Schöpp war schon mal sehr erfolgreich: Mit der deutschen Mannschaft gewann sie im Oktober die Team-EM - obwohl die drei besten Spielerinnen fehlten. Der Leistungsunterschied zu einer Weltmeisterschaft ist aber gewaltig. Tischtennis ist in Asien deutlich populärer, die Leistungsdichte viel höher, das Einstiegsalter der Spielerinnen jünger. Die Olympia-Dritte Mima Ito trat schon mit fünf Jahren in einer japanischen Fernsehshow auf und schlug dem Moderator dort die Bälle um die Ohren.
Boros weiß um dieses Problem. Deshalb nahm sie das Toptalent Annett Kaufmann schon mit 15 Jahren mit zur Europameisterschaft. Zwei Monate später gewann die Böblingerin in diesem Alter die U21-EM.
Der Bundestrainerin ist aber noch etwas anderes sehr wichtig: »Viele Spielerinnen denken schon vorher: Ich spiele gegen eine Chinesin - da habe ich keine Chance. Diese Mentalität müssen wir ändern. Klar, sind die stark. Aber sie sind nicht von einem anderen Planeten.«
Ein gutes Beispiel für die Kraft des Kopfes ist Nina Mittelham. Die 25-Jährige vom Champions-League-Sieger TTC Berlin Eastside gilt seit Jahren als großes Talent, das seine Möglichkeiten nicht beständig ausschöpft. Boros aber machte sie vor der EM zur Nummer eins im deutschen Team. Und Mittelham gewann in Cluj sieben von acht Matches.
»In ihrem Kopf hat dieses Turnier einen großen Wandel ausgelöst: Verantwortung für das Team zu haben. Zu wissen, dass ich ihr diese Rolle immer zugetraut habe. Diese EM war ein großer Schritt für ihre Karriere«, sagte Boros.