Bonn setzt Ausrufezeichen

(sid). Bei Tuomas Iisalo hatten sich die Erlebnisse regelrecht eingebrannt. »Ich werde mich noch lange an diesen Abend erinnern«, sagte der Trainer der Telekom Baskets Bonn nach einem denkwürdigen Spiel gegen Alba Berlin. Beim 84:77 (46:38) entzauberte der neue Tabellenführer der Basketball-Bundesliga (BBL) den Meister und hat nun allerbeste Karten, die Hauptrunde auf Platz eins abzuschließen.
»Es war von Anfang an ein großartiges Spiel von uns«, lobte Iisalo, der Finne kam aus den Komplimenten gar nicht mehr heraus. Seine Mannschaft sei im wegweisenden Duell »engagiert« und »besonders fokussiert«, die Leistung insbesondere in der Defensive »unglaublich« gewesen.
Bonn spielt bislang eine Traumsaison. Nach dem erstmaligen Einzug ins Final Four der Champions League in Malaga, wo es vom 12. bis 14. Mai um den Titel geht und das Team im Halbfinale auf den Gastgeber trifft, sieht es in der Liga blendend aus. Mit 28:2 Siegen stehen die Telekom Baskets jetzt wieder vor dem Titelverteidiger (29:3) und können sich in den restlichen vier Spielen sogar noch mindestens eine Niederlage erlauben, ohne hinter Alba zurückzufallen. Die Tabellensituation interessierte Erfolgscoach Iisalo natürlich, aber das Spiel war für ihn viel mehr ein »Gradmesser, damit wir sehen, wo wir aktuell im Vergleich mit einem der besten Teams in Europa stehen. Man hat in vielen Bereichen gemerkt, dass dieses Spiel sehr wichtig für uns war«. Für das Highlight sorgten die Bonner in der Crunchtime. Nach einem Block in der Abwehr und einem Fastbreak spielte Tyson Ward den Ball absichtlich ans Brett, Teamkollege Javontae Hawkins fing ihn in der Luft und stopfte spektakulär zum vorentscheidenden 79:71. »Wenn ich den verfehle, bin ich in Schwierigkeiten«, sagte US-Forward Ward bei MagentaSport, »da wären die Zuschauer verrückt geworden.« Doch das Selbstvertrauen ist einfach enorm. Iisalo blieb kurz das Herz stehen. »Der Alley-Oop übers Brett war nicht geplant«, erzählte der Trainer: »Ich dachte nur: Nein, Nein, Ja.« Bester Werfer war wie so oft TJ Shorts (20 Punkte), der in ausverkaufter Halle (6000 Zuschauer) mit »MVP«-Rufen gefeiert wurde.
Und Alba? Gratulierte fair. Die Bonner hätten »ein großartiges Spiel gespielt. Sie haben extrem gut gekämpft«, sagte Trainer Israel Gonzalez: »Ich wünsche mir, dass Bonn die Champions League gewinnt, weil sie mit ihrer Art zu spielen sehr wichtig für den deutschen Basketball sind.« Maodo Lo war frustriert und übte Selbstkritik. »Sie haben von uns sehr viele zweite Chancen bekommen«, ärgerte sich der Nationalspieler: »Wenn wir auf Bonn nochmals treffen sollten, sind wir auf jeden Fall in der Lage, besser zu spielen.«
Läuft alles normal, passiert das allerdings erst im Playoff-Finale. Und Berlin droht schon im Halbfinale das Duell mit dem Dauerrivalen und Pokalsieger Bayern München.