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Björndalens heikle Mission in China

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Ehepartner und Trainergespann: Ole Einar Björndalen und Darja Domratschewa. IMAGO © Imago Sportfotodienst GmbH

(dpa). Wenn es sein muss, läuft Ole Einar Björndalen auch einen Halbmarathon im Hotelzimmer. So geschehen während der dreiwöchigen Corona-Quarantäne des besten Biathleten der Geschichte im Frühjahr 2021 in China. Für ein Trainingslager waren der Norweger und seine Ehefrau Darja Domratschewa gekommen, um bei ihrer heiklen Olympia-Mission Fortschritte zu machen.

Auch sie mussten sich wie jeder Einreisende zunächst isolieren, ehe sie ihre Aufbauarbeit als Trainergespann fortsetzen konnten.

»Unser Ziel ist es vor allem, die Athleten so weit wie möglich zu entwickeln. Wenn alles gut läuft, wenn wir Medaillen holen können, wäre das großartig«, sagte Björndalen in einem Interview auf der Olympia-Homepage. Edelmetall dürfte für die Chinesen bei den Spielen von Peking (ab 4. Februar) ein Traum bleiben. Weit sind sie von der Spitze entfernt und dürften höchstens für eine Nebenrolle gut sein. Als Björndalen (48) und die Belarussin Domratschewa (35) im Herbst 2019 die Verantwortung für die Chinesen übernahmen, war das Staunen in der Szene groß. Doch das berühmteste Biathlon-Paar entschied sich sicher auch nicht zuletzt wegen der angeblich sehr fürstlichen Entlohnung für das Projekt in Asien. Björndalen und Domratschewa, die Eltern von Tochter Xenia sind, bringen es zusammen auf zehn Olympiasiege, 22 WM-Titel und sieben Gesamtweltcuperfolge. Kaum jemand weiß besser, wie man sich auf einen Höhepunkt vorbereitet, sich schindet, dem Erfolg alles unterordnet.

All das ihren Schützlingen zu vermitteln, ist aber eine Aufgabe, die schwer umzusetzen ist, wie Cheftrainer Björndalen und die für die Frauen verantwortliche Domratschewa feststellen mussten. Nur mit mehreren Dolmetschern ist die Verständigung mit den Sportlern möglich. Trainiert wurde in den vergangenen Jahren nicht nur in China, sondern auch in Norwegen oder den Alpen. Björndalens Engagement für China wird in seiner Heimat durchaus kritisch gesehen - Amnesty International Norwegen sieht die einstige Biathlon-Ikone vor allem als eine Art Marionette.

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